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„Es ist halt ein Unterschied, ob mir ein Arzt theoretisch etwas aus Büchern erklärt, oder ein Patient, der es schon selbst durchgemacht hat.“

Interview mit Rainer Merz Seminarteilnehmer in Bad Rippolsau mit dem Thema Arzt-Patient-Pflegeverhältnis

Wie ist dein Name und wie alt bist Du? Bist Du Dialysepatient, transplantiert oder noch gar nicht an der Dialyse?

Mein Name ist Rainer März, ich bin 38 Jahre und seit zwei Monaten an der Dialyse.

Seit wann bist Du im Verein Junge Nierenkranker Deutschland e.V. und was war der Grund, dass Du Dich dazu entschieden hast, dem Verein beizutreten?

Im Verein Junge Nierenkranker Deutschland e.V. bin ich seit 2001. Der Hauptgrund für den Beitritt war der gute Kontakt, den meine Frau mit Monika Centmayer hatte. Der zweite Grund war, einfach auch mehr über die Krankheit zu erfahren und Leute mit denselben Problemen kennen zu lernen.

An wie vielen Seminaren hast Du schon teilgenommen und welches davon hat Dir am besten gefallen? Haben Dir die Informationen der Seminare im privaten/medizinischen Bereich etwas gebracht?

Ich hab an ca. 5 oder 6 Seminaren der Jungen Nierenkranken teilgenommen. Welches Seminar für mich das Besten war, ist, von dem, was bei mir hängen geblieben ist, das Seminar „Qualitätsmanagement" im Frühjahr in Bonn. Das war nicht nur mit guten Referenten bestückt sondern fachlich unheimlich gut. Die Informationen von Bonn haben mir schon einiges gebracht, hauptsächlich das Thema Kalzifizierung war für mich sehr interessant. Das Thema Shunt mit den verschiedenen Möglichkeiten, die es gibt, einen Shunt anzulegen bringt mir im privaten Bereich nicht so viel aber im medizinischen Bereich kann ich dadurch ein wenig mitreden.

Wieso hast Du dich für das Seminar in Bad Rippoldsau angemeldet?

Für dieses Seminar habe ich mich angemeldet, da das Thema Kommunikation zwischen Patienten, Arzt und Pflegepersonal mit Sicherheit ein Thema ist, das allen auf den Nägeln brennt. Das haben wir in den letzten zwei Tagen gemerkt, ich denke mal so viel Beteiligung der Seminarteilnehmer gab es bei den letzten Seminaren nicht. Des Weiteren kann man bei einem Kommunikationsseminar immer was lernen.

Welche Beiträge fandest Du besonders gut und informativ, was hast Du von den Sketschen und den Diskussionsrunden gehalten?

Die Beiträge Kommunikation von Familie Mutke haben mir sicherlich viele Alternativen gezeigt, wie man manche Sachen besser lösen kann. Es ist vielleicht schwierig, sie so spontan einzusetzen, aber mit ein bisschen Übung kommt man da schon ein Stück weiter. Zum Vortrag von Dr. Hergesell kann ich noch nicht viel sagen, aber vom Thema her denke ich, wird er mit Sicherheit sehr interessant. Die Sketsche waren sehr lehrreich und zeigten sehr deutlich, was das Verhalten und das Leben untereinander betrifft.

Wir hatten das Thema Kommunikation zwischen Patient, Arzt und Pflegepersonal. Wie fühlst Du dich von deinem Arzt verstanden und wie kommst Du mit dem Pflegepersonal aus?

Ich habe jetzt zwei verschiedene Stationen hinter mir und kam mit meinen Ärzten/Pflegepersonal in Schwenningen eigentlich recht gut aus. Sie kennen mich schon seit 20 Jahren, obwohl ich erst seit zwei Monate an der Dialyse bin, wir hatten von der Familie her schon regen Kontakt zu Ihnen. Daher akzeptieren sie mich als jemand, dem man eigentlich nicht viel erklären muss. Sie lassen mir auch recht viele Freiheiten, z.B. bei der Blutdruckeinstellung, sagte der Arzt zu mir, „Wenn Sie sehen, dass ihr Blutdruck hoch ist, drehen Sie einfach ein wenig am Blutdruckmedikament“.

Wie hat Dir die Unterkunft in der Kurklinik in Bad Rippolsau gefallen? Wie waren die Zimmer / Essen? Hat dich was gestört was man für die Zukunft bei Planungen beachten soll?

Zur Kurklinik und zur Freizeitanlage kann ich noch nicht viel sagen, da habe noch nicht soviel gesehen. Beim Essen ist das salzarme Essen gewöhnungsbedürftig, aber mit Sicherheit ist es gesund und schadet nicht, wenn man es mal eine Woche isst. Die Zimmer waren in Ordnung, man muss einfach sehen, ob man in einem Tagungshotel oder in einer Kurklinik ein Seminar hält. Hier muss man einfach verschiedene Standards setzen, wobei ich denk, dass es für ein Wochenende beziehungsweise für eine Gesundheitswoche okay ist.

Welche Erwartungen hast Du an den Verein in Sachen Selbsthilfe? Was könnten wir für die Mitglieder besser machen oder bist Du so zufrieden, wie alles läuft?

Ich denke es funktioniert relativ gut, wobei ich den Vorteil habe, dass ich öfter mal mit Monika Centmayer telefoniere und da funktioniert die Selbsthilfe sehr gut. Ich kann in so manchen langen Gespräch privates und medizinisches mit ihr besprechen. Ich weiß nicht, wie dies bei den anderen Mitgliedern ist. Was natürlich bei den Seminaren klasse ist, ist, dass man einfach viele verschiedene Leute trifft, die im Prinzip dasselbe Problem haben und man immer wieder neue Sachen mitnimmt. Es ist halt ein Unterschied, wenn mir ein Arzt irgendwas erzählt, dass er theoretisch irgendwo in einem Buch/Bericht gelesen hat oder wenn es mir ein Patient erzählt der es schon selbst durchgemacht hat, dass ist immer noch eine andere Geschichte.

Nimmst Du das Angebot der Selbsthilfe nur in Kauf oder praktizierst Du selbst aktiv Selbsthilfe indem Du auch anderen Dialysepatienten/Transplantierten bei Problemen durch Gespräche hilfst?

Wenn es sich zufällig ergibt und man an der Dialyse untereinander im Gespräch ist, haben wir mit Sicherheit medizinische Probleme, wo jeder dann irgendwo salopp gesagt seinen Senf dazu gibt. Ich denk, da kann man schon mal das ein oder andere anbringen, was man auf den Seminaren gelernt hat.

Zum Schluss würde mich als so genannter Redakteur der Juni - News noch interessieren, ob Du Sie regelmäßig liest und was Dir daran gefällt und wie Du unsere Homepage findest.

Ich muss ganz ehrlich zugeben ich habe die Juni-News glaub ich noch nicht gelesen, da ich Sie per E-Mail noch nicht bekommen habe. Auf der Homepage war ich auch noch nicht so oft, ich bin einfach kein so großer Internetfreak, es kommt auch mal vor, dass ich 5 Wochen gar nicht ins Netzt gehe. Ich hatte auch in der Vergangenheit nicht so viel Zeit. Ich hoffe, dass wird sich in der nächsten Zeit ändern, damit ich dann öfter rein schauen kann.

Danke für das Gespräch

Das Gespräch mit Rainer März führte Martin Müller.