Der Verein „Junge Nierenkranke Deutschland e. V.“ hat zum Seminar "Nierenkrank, Partnerschaft und Kinderwunsch" eingeladen. Monika Centmayer berichtet ausführlich über das Seminar. Ein Höhepunkt war der Vortrag von Dr. Budde zu dem Thema "Nierenkrankheit und Schwangerschaft". Zu diesem Vortrag stellen wir auch die Folien von Dr. Budde als Download zur Verfügung. Auch das Thema Adoption wurde behandelt. Herr Johannes Vocks von der Senatsverwaltung Berlin, Adoptionsvermittlungsstelle, referiert über Voraussetzungen und den Ablauf einer Adoption. Nach dem Seminar folgte unser Gruppenurlaub in Klink (Müritz).
Bericht zum Seminar von Monika Centmayer
Der „Junge Nierenkranke Deutschland e. V.“ hatte wieder eingeladen zum Seminar „Nierenkrank, Partnerschaft (-wunsch) und Kinderwunsch“ vom 29.07. bis 01.08.04. Das Organisationsteam, bestehend aus Jochim Kaiser und Dieter und Monika Centmayer, reiste wie gewohnt einen Tag früher an, um letzte organisatorische Arbeiten zu erledigen und die Seminarteilnehmer begrüßen zu können. Im Müritz-Hotel wurden wir zu später Stunde freundlich begrüßt. Die Mitarbeiter an der Rezeption waren um unser Wohlergehen sehr besorgt und versuchten, noch etwas Essbares für uns zu organisieren, was dann aber doch nicht mehr gelang. Wir bezogen also unsere Zimmer, die ziemlich frisch renoviert waren, aber noch richtigen DDR-Charme versprühten. Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, war es einigen dann doch etwas zuviel DDR, die meisten jedoch genossen den Charme, der sich vor allem im hervorragenden Service des gesamten Hotelpersonals widerspiegelte. Angefangen beim Durchsprachetermin mit unserer Ansprechpartnerin Frau Dimitrov bis hin zu den Lunchpaketen für die Dialysepatienten, damit diese auf keinen Fall zu kurz kamen.
Am Donnerstagmittag reisten die ersten Seminaristen an. Wie gewohnt gabs ein großes HALLO der Teilnehmer, die sich auf das Wiedersehen freuten oder auch zum ersten Mal dabei waren. Der Donnerstag stand also ganz im Zeiten der Anreise, der Begrüßung, des ersten Kennenlernes. Wie immer wurden „unsere Neuen“ gleich herzlich in unsere Mitte aufgenommen. Später wurde uns von den neuen Teilnehmern auch bestätigt, dass durch die herzliche Aufnahme überhaupt keine Hemmschwelle da gewesen sei. Gleich von Anfang an hätte man miteinander gesprochen, als kenne man sich schon lange.
Der Freitagvormittag stand dann ganz im Zeichen des Kindes. Siegrid Meller eröffnete das Seminar mit einem Bericht über ihre Schwangerschaft, die sie als Dialysepatientin erlebt und durchlebt hat. Durch ihren lebhaften Bericht konnte man sich bildlich vorstellen, wie sie als schwangere Dialysepatientin umsorgt wurde, dann die Geburt von Tochter Lisa erlebt hat und nun gemeinsam mit Ehemann Michael die Elternschaft erlebt.
Dann berichtete Dr. med. Jan Skrzypek von der Abteilung für Andrologie an der Universitäts-Hautklinik Marburg über die medizinischen Möglichkeiten, wenn die Potenz des Mannes eingeschränkt ist. Dr. Skrzypek merkte man an, dass er in dieser Aufgabe aufgeht und es gewohnt ist, mit Männern oder Paaren über Potenzstörungen zu sprechen. Ganz locker und natürlich berichtete er, welche Möglichkeiten die Medizin heute bereit hält für Männer, die – aus welchem Grund auch immer, mit Potenzproblemen zu kämpfen haben.
Dr. med. Klemens Budde von der Nephrologie an der Charitè Berlin berichtete über Schwangerschaft bei Dialyse und Transplantation. Interessanter Weise stellte sich heraus, dass er einer der behandelnden Ärzte von Siegrid Meller während ihrer Schwangerschaft gewesen war. So konnte der den Bericht von Siegrid Meller um viele medizinische Details ergänzen. An Dr. Budde geht an dieser Stelle ein ganz besonderes Dankeschön, weil er ganz kurzfristig eingesprungen ist für einen anderen Referenten.
Der gynäkologische Part wurde von Dr. Andreas Jantke vom Fertility Center Berlin übernommen. Da die Frau naturgemäß bei der „Produktion des Nachwuchses“ die größere Aufgabe zu bewältigen hat, legten auch wir ein größeres Augenmerk auf ihre Rolle. Dr. Jantke berichtete von den medizinischen Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin bei Frauen.
Die Seminarteilnehmer nahmen alle Informationen sehr interessiert und konzentriert auf. Im Anschluss an die Vorträge bildeten wir drei Kleingruppen, in denen Gehörtes noch mal intensiv besprochen werden konnte. Da das Wetter absolut mitspielte, verließen zwei Gruppen die Tagungsräume und diskutierten in der freien Natur am See und im Park. Die Kleingruppenarbeit wurde von den Seminaristen und den Referenten gleichermaßen begeistert angenommen und für sehr wichtig erklärt.
Der Freitagnachmittag und Abend war dann der Dialyse und Freizeit gewidmet. Einige von uns dialysierten in der Rehaklinik in Klink, wo wir herzlich aufgenommen und umsorgt wurden. Andere dialysierten am Abend in Waren. Auch dort war alles herzlich und einwandfrei und es gab keinerlei Anlass zu Beanstandungen.
Am Samstagvormittag war das zentrale Thema Partnerschaft und Partnerwunsch. Als Moderatorinnen hatten wir Silke Niebergall und Nicole Scherhag eingeladen, die einerseits verschiedene Projekte für den DD e. V. durchführen und andererseits mit ihrer eigenen Beratungsfirma Gesundheitsförderung und Kompetenztraining einen großen Erfahrungsschatz mit chronisch kranken Menschen haben.
Die Seminarteilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, eine rein männliche und eine rein weibliche Gruppe. Da die Sonne uns treu blieb, tauschten wir den Tagungsraum wieder gegen die freie Natur ein. In beiden Gruppen wurde intensiv diskutiert über Sorgen und Ängste, über Gefühle im Zusammenhang mit bestehenden Partnerschaften oder dem Wunsch nach einer Partnerschaft. Anschließend kamen die beiden Gruppen wieder zusammen und präsentierten die Ergebnisse ihrer Arbeit. Das Ergebnis der Gruppenarbeit überraschte, nämlich dass die meisten Probleme ganz „normale“ Beziehungsprobleme sind und mit der Krankheit als Solches überwiegend gar nichts oder nur wenig zu tun haben.
Am Nachmittag gings dann wieder um das Kinderthema. Elke und Wolfgang Klee berichteten, wie sie den kleinen Hans (im Glück) adoptiert haben. Bei ihrem Vortrag wurde ganz klar deutlich, dass so eine Adoption nicht einfach ist. Man muss allerlei Leuten seine Seele und sein Herz offen legen und sich über viele Dinge Gedanken machen, die bei einem eigenen Kind keine Rolle spielen. Andererseits strahlten die jungen Eltern und ihr Sohn aber auch das Glück aus, dass sie nunmehr gemeinsam erleben können.
Von offizieller Seite berichtete Herr Johannes Vocks von der Adoptionsvermittlungsstelle bei der Senatsverwaltung für Jugend, Familie und Sport in Berlin zum Thema Adoption. Auch Herr Vocks ist ganz kurzfristig für eine andere Referentin eingesprungen. Auch an ihn geht ein ganz herzliches Dankeschön. Herr Vocks bemühte sich sichtlich, einerseits die Wahrheit über den Verfahrensablauf darzustellen, andererseits aber auch niemanden der Anwesenden zu verletzen. Klar wurde, dass grundsätzlich sicher jeder einen Adoptionsantrag stellen kann, grundsätzlich wohl auch jeder eine Chance hat, jedoch durch den extremen Überhang an Antragstellern gesunde Eltern in der Regel den Vorzug genießen.
Der letzte Vortrag dieses Seminars kam von Christine Dannert. Sie berichtete, wie sie als nierentransplantierte Patienten vor 22 Jahren schwanger wurde. Das war zu einer Zeit, als die Nierentransplantation noch in Babyschuhen steckte und Schwangerschaften bei nierentransplantierten Frauen nahezu noch unbekannt waren. Frau Dannert schilderte eindrucksvoll die empfundene Freude, als sie von der Möglichkeit einer Schwangerschaft erfahren hatte. Ebenso gab sie aber auch Hinweise, dass sie sich später nicht immer so sicher war, den richtigen Weg gewählt zu haben.
Zwei Tage mit Informationen und Emotionen gingen zu Ende. Einstimmig kam das Feedback, dass die Informationen sehr gut gewesen sind, ganz besonders großen Anklang fand jedoch die Arbeit in den Kleingruppen. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle allen Seminarteilnehmern, die so hervorragend mitgearbeitet haben.
Der Sonntag war dann ein Tag des Wechsels. Erstmals hatten wir den Jahresurlaub direkt an das Seminar angehängt. So reisten ca. 2/3 der Seminareilnehmer ab und einige Urlaubsgäste reisten an.
Monika Centmayer
Fotos von der Begrüssung