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Montag, 30.09.02 - erster Dialysetag

Heute ist der erste Dialysetag. Die Frühschicht ist schon unterwegs, als wir zum Frühstück kommen. Tayfun hat recht gehabt. Die Sonne strahlt über Antalya und es ist herrlich warm. Daher liegt es Nahe, dass wir gleich einmal das Meer ausprobieren wollen. Gunnar, Martin, Christine, Susanne, Silke, Dieter und ich machen uns auf den Weg zum Wasser. Eine Menge Stufen führen die Klippen hinunter zum ersehnten Nass. Es gibt hier keinen Strand, stattdessen ist eine Bretterplattform auf den unteren Felsenbereich gebaut. Dort befinden sich die Liegestühle und ein kleiner Kiosk. Eine Leiter führt direkt nach unten ins 5 m tiefe Wasser. Martin ist der erste, der sich hineintraut ins 28 °C warme Wasser. Mir ist’s noch ein wenig unheimlich, so ganz ohne Boden unter den Füßen, da meine Schwimmkünste und auch meine Ausdauer zur Zeit sehr begrenzt sind. Aber ich wage es und werde belohnt. Das Wasser ist herrlich. Es ist stark salzhaltig und daher trägt es so gut, dass schon ein wenig plantschen reicht, um oben zu bleiben. Das Schwimmen fällt sehr leicht und so bleibe ich fast eine Stunde im Wasser.

Die Bucht ist sehr windgeschützt, somit staut sich dort die Wärme. Daher mache ich mich nun auf den Weg nach oben an den Pool. Ich komme gerade noch rechtzeitig, um Martina und Klaus zu begrüßen, der jetzt zur Dialyse muss. Sie sind in der Nacht angekommen.
Nachdem mich die Sonne getrocknet hat, versuche ich nun auch noch das Poolwasser. Es ist deutlich kühler als das Meerwasser aber doch angenehm. Gleich merke ich wie viel schwieriger das Schwimmen im Chlorwasser ist und nach 10 Minuten verlasse ich den Pool wieder.
So langsam kommen auch die anderen wieder vom Meer zurück an die Poolbar. Auch sind die ersten von der Dialyse zurück. Wir gönnen uns noch ein Mittagessen – vorwiegend Pizza – und sind erstaunt über die extrem niedrigen Preise. Es ist nahezu nicht möglich, 5 € auszugeben, um sich satt zu essen und zu trinken.

Nun wird’s Zeit für die Dusche um rechtzeitig zur Dialyse zu kommen. Abgeholt werden wir von Gynan, der sich später als „der Mann für alle Fälle“ herausstellt. Er ist eine Art Hilfspfleger in der Dialyse. In der Dialyse geht es sehr hygienisch zu. Im Flur bekommen wir alle Überzieher für unsere Schuhe. Die Wagen zeigen bei den meisten mehr Gewicht an als gewohnt. Die erste Verständigung läuft nur in englisch, aber es funktioniert.

Im Dialysezimmer erwarten uns modernste Maschinen. Die Liegen sind eher älterer Generation. Nach einer Weile sind wir alle angeschlossen. Zu Beginn der Dialyse wird bei allen Blut für eine Kaliumkontrolle abgenommen. Wie ich erfahre, wird dies bei jeder Dialyse gemacht. Das finde ich sehr gut, da die ungewohnte Nahrung auch zu ungewohnten Werten führen kann. Dies ist dann auch so, außer mir haben alle ein außergewöhnlich niedriges Kalium, unter 4. Dies wird dann auch gleich durch Kaliumzugaben im Konzentrat ausgeglichen.

Die Visite wird von einer äußerst hübschen jungen Ärztin durchgeführt. In einem längeren Gespräch mit ihr erfahre ich einiges über die Behandlung von Dialysepatienten in der Türkei. Hier bezahlen die Kassen nur 60 € pro Dialyse für ihre Patienten. Da gibt es weder Essen noch Trinken für die Patienten und das Personal ist vollkommen unterbezahlt. Die Lebendtransplantation gibt es auch hier, allerdings müssen Spender und Empfänger nicht miteinander verwandt sein. Wichtig ist nur, dass der Spender nicht zu jung ist.

Das Abendessen für uns begeistert nicht. Es ist sehr wenig, kalt und recht merkwürdig zusammengestellt, Pommes, Nudeln, Minifrikadellen und Brot. Aber was soll’s, es kann ja noch besser werden.
Die Zeit vertreiben wir uns mit Gesprächen und Fernsehen. Außerdem genießen wir den herrlichen Ausblick. Alle Liegen stehen mit Blick auf die großen Fenster.

Um ca. 22:00 Uhr geht’s dann los mit abschließen. Die Schwestern und Hilfskräfte haben’s nun eilig. Eine dritte Schicht wurde nur für uns eingerichtet, das sind sie nicht gewohnt und daher sehnen sie sich nach ihrem Feierabend.
Die erste Dialyse ist bei allen recht gut verlaufen, es geht zurück ins Hotel und auch wir haben jetzt alle die nötige Bettschwere.