Qualitätsmanagement bei der Dialyse
Von der GML AG aus dem besuchte Frau Bettina Süß aus Nürnberg unser Seminar. Thema war Qualitätsmanagement bei medizinischen Einrichtungen. Aufgabe von Fr. Süß – ehemalige Dialyseschwester – sind Beratung, Seminare und Schulungen, sowie Unterstützung bei Zertifizierungen.
Was ist Qualitätsmanagement?
Ob ein Produkt von "Qualität" ist, hängt vor allem von der Sicht des Betrachters und seinen Ansprüchen an ein Produkt ab. Und die Ansichten über Qualität können je nach Betrachter sehr unterschiedlich ausfallen. Dies zeigt zum Beispiel der Qualitätsbegriff bei Dialyseeinrichtungen. So geht der Qualitätsanspruch eines aufgeklärten und interessierten Patienten häufig in die Richtung einer optimaler Versorgung. Andere Patienten wünschen z.B. eine gute Betreuung, gute Verköstigung usw. Der Betreiber von Dialysen wünscht sich gut dokumentierte und geübte Abläufe, geschultes Personal und einen hohen Hygienestandard um auf der einen Seite verlässlich möglichst risikoarm und effizient wirtschaften zu können und gleichzeitig eine gute Versorgung der Patienten sicherstellen zu können.
Um diese und weitere Qualitätsansprüche zu planen, umsetzen und absichern zu können, muß ein effizientes Qualitätsmanagement etabliert werden, das aus den folgenden Säulen besteht:
- Qualitätsplanung
Um eine einheitliche Qualität festlegen zu können, müssen die Ausrichtung und die Ziele der Qualitätspolitik festgelegt werden. - Qualitätslenkung
Um Qualität leben zu können müssen bis hinunter auf Einzelmaßnahmen Vorgänge definiert und beschrieben werden. In dieser Phase werden Prozesse dokumentiert,um eine Standardisierung bei der Ausführung zu erreichen. Beispielsweise werden Hygienepläne zur Sicherung von Hygienestandards eingeführt. - Qualitätssicherung
Im Rahmen der Qualitätssicherung wird durch ausreichende Dokumentation der Vorgänge (beispielsweise durch Anfertigung von Dialyseprotokollen), sowie durch direkte Kontrollen der Vorgänge vorort sichergestellt, dass die geforderten Qualitätsansprüche auch realisiert werden. - Qualitätsverbesserung
Neben der Einhaltung und der Sicherung der Qualitätsansprüche müssen auch Qualitätsverbesserungsprozesse implementiert werden. Triebfeder für Verbesserungen sind beispielsweise der medizinische Fortschritt, höhere Anforderungen (auch finanzieller Art) seitens der Betreiber oder des Kostenträgers einer Einrichtung oder auch ein Internes Verbesserungsvorschlagsmanagement.
ISO 9000 Zertifizierung
Nach § 135a (SGB V) sind alle Arztpraxen, Versorgunszentren und Psychotherapeuten verpflichtet, ein Qualitätsmanagement vorzuweisen. Eine zertifizierte Prozessorientierung und Kontrolle gemäß ISO 9000 ist jedoch nicht erforderlich. Diese wird trotzdem gerade von den größeren Einrichtungen (wie z.B. Dem KfH) angestrebt, da eine ISO 9000 Zertifizierung eine klare Außenwirkung hinsichtlich des Qualitätsmanagements hat.
Die Ausrichtung von Zentren zur Versorgung von Nierenpatienten orientiert sich hierbei unter anderem an den "Kindey Disease Outcome Quality Initiative (K/DOQI)" und der Einhaltung der Hygenemaßnahmen des Robert Koch Institutes (RKI).
Qualitätselemente im Bereich der nephrologischen Patientenversorgung
In medizinischen Einrichtung werden häfig die folgenden Qualitätsmanagementselemte eingesetzt:
- Patientenorientierung, -mitwirkung, -beratung
Ziel ist hierbei der Einbezug des Patienten in Therapieentscheidungen, sofern seitens der Patienten die benötigte Complience besteht. Durch ausreichende Patienteninformation in Form von Druckschriften oder Internetpräsenzen sowie über ärztliche Beratung sollte der Patient hinsichtlich zu erwartenden Therapieerfolge und Risiken aufgeklärt werden. Eine Ereichbarkeit in medizinischen Notfällen sollte gewährleistet sein. - Strukturierung von Behandlungsabläufen
Im Rahmen des Qualitätsmanagements müssen, je nach Krankheitsbild und Problemstellung Behandlungsformen dokumentiert werden um einen möglichst schulbaren Standard zu erreichen. Dies geschieht über Prozessbeschreibungen, die ausgehend von einem erwartenden Ausgangszustand (beispielsweise dem undialysierten Patienten) eine Vorgehensweise definieren (den Dialysevorgang), sowie den erwarteten Endstand nach Beendigung des Prozesses (Beschreibung der abgeschlossenen Dialyse). - Regelung von Verantwortlichkeiten
Durch die Vorabregelung von Verantwortlichkeiten wird sichergestellt, daß gerade unter Stresssituationen Mißverständnisse nich auftreten können und Kompetenzen möglich zielgerichtet eingesetzt werden können. Außerdem können durch die Festlegung von Verantwortlichkeiten gezielt wichtige Bereiche wie z.B. Hygiene, Medizingerätewartung, Brandschutz usw. abgedeckt werden. Risiken im Umgang mit den Patienten können so minimiert werden. - Praxismanagement
Im Rahmen eines professionellen Praxismanagementes gehören zum Qualitätsmanagement eine verlässliche Terminplanung, die Schulung und Einhaltung von Schweigepflicht- und Datenschutzbestimmungen, die Einübung, Bekannmachung von Alarmplänen, Checks medizinischer Geräte, die Festlegung, Durchführung und Dokumentation von Kommunikation nach innen und nach aussen, die Anlage von Besprechungsprotokollen, sowie weitere büroverwaltungstechnischer Prozesse.
Instrumente der Umsetzung
Um die Umsetzung zu gewährleisten, haben sich verschiedene Instrumente etabliert:
- Festlegung von konkreten Qualitätszielen
- regelmäßige strukturierte Teambesprechungen
- Prozess- Ablaufbeschreibungen
- Durchführungsanleitungen, Organigramme, Checklisten
- Patientenbefragungen
- Beschwerdemanagement
- Fehlermanagement (problematisch wg. Eingestehung eigener Fehler)
- Notfallmanagement
- Qualitätsbezogene Dokumentationen
Qualitätssicherung in Dialysen
Um die Qualität von Dialyseanwendungen überprüfen zu können, haben sich bei der Häodialyse folgende Kriterien durchgesetzt:
- 85% Kt/V-Wert >= 1,2
- 85 % Hbwert >= 10g/dl ist
- 85 % effektive Dialysedauer > 4h
- 85 % wöchentliche Dialysefrequenz >= 3
Zusammenfassung
Was bewirkt Qualitätsmanagement nun in der Praxis ? Die Außenwirkung wird am besten durch die Kundenzufriedenheit (in Falle der Dialysen also die Patientenzufriedenheit) beschrieben. Nach innen schaffen klare Vorgaben und Vorgänge ein zufriedeneres Mitarbeiterklima, weil es Maßstäbe gibt an denen auch der einzelne Mitarbeiter seine eigene Qualität messen kann und es zu weniger Mißverständissen innerhalb des Personals kommt. Dadurch wird Qualitätsmanagement natürlich auch zu einem wichtigen Führungsinstrument. Sicherheit in den Prozessen bedeutet die Vermeidung von Fehlern. Ein wesentlicher Aspekt ist hier auch die Absicherung im Haftungsfall. Ein nachweislich ordnungsgemäß durchgeführter Prozess entlastet hier beispielsweise den Mitarbeiter, während die rechtliche Klärung bei der Verletzung von vereinbahrten Vorgehensweisen vereinfacht wird. Nicht zuletzt können im Rahmen des Qualitätsmanagementes ein Mitarbeitervorschlagswesen etablierung und medizinische Fortschritte berücksichtigt werden, so dass eine möglichst langbleibendes Qualitätsmaß auch in der Zukunft gesichert werden kann.
Paul Dehli
Erster Seminartag
Fotos von Anthony Smith
Zweiter Seminartag
Fotos von Michael Rohs
Dialyse
Wir hatten für unsere Dialysepatienten einen Dialyseplatz in der Dialysepraxis am Brand in Mainz reserviert.