Seminarbericht: "Kinderwunsch und Sport bei Dialyse und Transplantation" in Kiel
Vom 07. bis zum 10.10.2010 fand in Kiel unser Seminar zum Thema "Kinderwunsch und Sport bei Dialyse und Transplantation" statt. Am Abend des 07. Oktober wurden die Gäste bei strahlendem Sonnenschein vom Hotel in Empfang genommen und von den lokalen Organisatoren begrüßt. Nach einem ausgiebigen Abendessen wurde noch lange über Aktuelles und die Erwartungen an das Seminar gesprochen.
Der erste Vortrag, von Dr. Eckart Ziegler, zum Thema Kinderwunsch bei Transplantation und Dialyse beleuchtete das Thema insbesondere vom medizinischen Standpunkt. Dr. Ziegler kam zu dem Schluss, das eine erfolgreiche Schwangerschaft sowohl bei einer Dialysepatientin, als auch bei einer Transplantierten möglich ist, die Erfolgsaussichten jedoch nach erfolgreicher Tx deutlich höher sind.
Dies wurde durch folgende Zahlen untermauert:
- erfolgreiche Schwangerschaften unter Dialysebehandlung: ca. 400 (seit 1971)
- erfolgreiche Schwangerschaften nach Transplantation: ca. 14.000 (seit 1967)
Diese Zahl enthält jedoch auch Patienten nach Leber- und Herztransplantation.
Die Chancen einen Kinderwunsch erfolgreich zu erfüllen liegen am höchsten, wenn man nach Erreichen einer stabilen Transplantatfunktion ein Jahr abwartet und alle Maßnahmen in enger Abstimmung zwischen den behandelnden Nephrologen und Gynäkologen durchführt.
Als nächste trug Christine Bastian zum gleichen Thema die Erfahrungen, die Sie vor einigen Jahren mit ihrer erfolgreichen Zwillingsschwangerschaft nach Nierentransplantation gemacht hat. Dieses emotionale Thema wurde von den Zuhörern durch viele Fragen besonders gewürdigt. Frau Bastian kam zu dem Schluss, dass ein starker Wille und die Bereitschaft gegen die auftauchenden Probleme anzukämpfen essentiell sind, sich einen Kinderwunsch als chronisch Nierenkranke zu erfüllen.
Der dritte Vortrag des ersten Tages, von Dr. Tilman David-Walek befasste sich mit dem Thema "Sport bei Dialyse und Transplantation", spannte einen Bogen von den allgemeinen Vorteilen von Bewegung und sportlicher Betätigung zu den besonderen Gegebenheiten Nierenkranker. Durch Bewegung können das Allgemeinbefinden und die körperliche Leistungsfähigkeit deutlich gesteigert werden, wichtig ist hierbei, sich vor der Aufnahme eine Trainingsprogramms mit seinem behandelnden Arzt abzustimmen. Als besonders geeignet hat sich eine von Pausen unterbrochene langsame Steigerung der Trainingsintensität erwiesen. Durch die bessere Leistungsfähigkeit kann man die Pausen immer weiter verkürzen und dann ganz weglassen. Dr. David-Walek führte aus, dass schon nach kurzer Zeit ein deutlicher positiver Effekt auf Blutwerte, Atmung und Gefäße zu bemerken ist. Auch die Dialyseeffektivität kann durch regelmäßiges Training, eventuell auch während der Behandlung, durch die bessere Mobilisierung harnpflichtiger Substanzen gesteigert werden.
Nach dem reichhaltigen Mittagessen bei interessanten Gesprächen setzten wir den Tag fort mit einem Vortrag von PD Dr. Gerd Leimenstoll, der anhand des fiktiven Medikamentes "Auxilia Semper" (hilft immer) den Weg eines neuen Medikamentes durch Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMEA) und den gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) bis zur Verschreibungsmöglichkeit skizzierte. Des Weiteren wurden die Rabattverträge der Krankenkassen, das Kürzel "aut idem", sowie die Haftung durch den Arzt angesprochen. Bei diesem Thema, das wohl jeden der Anwesenden irgendwie betraf, entspann sich eine rege Diskussion.
Am Ende des ersten Seminartages wurde noch eine kurze Zusammenfassung gegeben, dann fuhren die Dialysepatienten zur vereinbarten Dialyse. Die anderen haben sich nach dem Abendessen den Rest des Tages beim Kegeln vertrieben.
Der zweite Seminartag wurde von Marie Gudschun (7 Jahre, Tochter eines Heimdialysepatienten) mit Ihrem Vortrag "Mein Leben mit Papas Dialyse" eröffnet. Marie erzählte zu Bildern der Dialysebehandlung wie ihr Leben durch die Dialyse des Vaters beeinflusst wird. Sie erzählte wie der Alltag mit "Johanna" (Papas Dialysemaschine) aussieht und dass das Leben mit der Dialyse trotzdem lebenswert sein kann und Papa immer für Sie da ist. Trotz Ihrer starken Aufregung angesichts des großen Auditoriums hat Marie einige Fragen beantwortet. Im Anschluss hat Maries Papa, Boris Gudschun, die Vorteile der Heimdialyse für das Familienleben geschildert und Fragen des Publikums beantwortet.
Der letzte Vortrag, durch PD Dr. Felix Braun vom UKSH, Campus Kiel, befasste sich mit den aktuellen Entwicklungen der Immunsuppression und die Möglichkeit zukünftig Toleranz für ein Spenderorgan zu induzieren. Herr Dr. Braun schilderte den Weg von der Einführung des Ciclosporins und der damit verbundenen deutlichen Verbesserung der Möglichkeiten der Transplantationsmedizin über die aktuellen Immunsuppressiva, bis hin zu den visionären< immunologischen Prozessen die eine Tolerierung eines Transplantates durch das Immunsystem des Empfängers ermöglichen. Trotz seiner sehr akademischen Prägung wurde dieser Vortrag von den Anwesenden gespannt verfolgt.
Nach dem Mittagessen brach die Gruppe zu einem Ausflug zum Seebad Laboe auf, wo ein ausgiebiger Spaziergang an der Strandpromenade und die Besichtigung des U-Bootes und des Marineehrenmales möglich waren. Nach einer lustigen Seefahrt auf der Kieler Förde und einem Abstecher über den Jahrmarkt an der Innenförde haben wir gemeinsam zu Abend gegessen und den Tag gemütlich ausklingen lassen. Am nächsten Morgen brachen nach freundlicher Verabschiedung durch Pia alle Gäste zufrieden nach Hause auf.
Boris Gudschun und Pia Kautzky