Bericht zum Seminar: "Der Dialyseshunt—Die Lebensader für den Nierenpatient" in Püttlingen
Im September veranstaltete die Regionalgruppe Rheinland Pfalz/ Saarland im saarländischen Püttlingen ein Shuntseminar. Als Referenten konnte renommierte Referenten wie z.b. Prof. Dr. med Krönung und Chefarzt Dr. Thomas Röder gewinnen. Sehen sie anbei die Bilder und lesen Sie den Bericht zum Seminar. Martin Müller und ich waren uns einig, dass für unser gemeinsam organisiertes Regionalseminar in Rheinland- Pfalz / Saarland dieses Mal das Hauptthema "Dialyseshunt" sein sollte. Jeder Hämodialysepatient muss sich mit seinem Shunt - seiner Lebensader – befassen, pflegen und letztendlich ist er verantwortlich für die Lebenszeit seines Shunts.
Dialysefachpersonal und anerkannte Shuntchirurgen konnten wir für Fachvorträge gewinnen, die den Nierenkranken und Dialysepatienten vermitteln sollen, was ein Shunt ist, wie er operiert wird und wie wichtig der Dialyseshunt für eine gute und erfolgreiche Dialysebehandlung ist.
Unser Ziel war es, viele Betroffene anzusprechen und für jeden Teilnehmer verständlich, über unsere Lebensader zu informieren und zu sensibilisieren. Also ein interessantes Thema für alle Dialysepatienten, aber auch Pflegepersonal gleichermaßen.
Wir behielten recht, als es 15:00 Uhr war und sich die Eingangstür der Stadthalle in Püttlingen öffnete. Wir hatten mit 100 Teilnehmer gerechnet, schließlich waren es 120 Personen. Leider zählten wir nur 5 Vereinsmitglieder, die am Seminar teilnahmen. Wir suchten nach einer Begründung. Wahrscheinlich sind die meisten Mitglieder der JUNI e.V. transplantiert und die Themen Shunt erst wieder interessant, wenn die Dialyse unmittelbar bevor steht. Leider habe ich auch unsere Vorstandsmitglieder vermisst. Vielleicht war der Weg ins Saarland zu weit.
Einige Minuten verspätet, eröffneten wir das Seminar. Helmut Maaß 1. Vorsitzender von der Selbsthilfegruppe Niere Saar e. V. sprach einige Grußworte und hob die gute Zusammenarbeit mit den Jungen Nierenkranken Deutschland e.V., besonders mit den Regionalgruppen Saarland und Rheinland-Pfalz hervor.
Dr. Daschner (zwischenzeitlich Vorsitzender der DN e.V.), Leiter des Nieren & Dialysezentrum Saarbrücken begann mit seinem Vortrag: "Der Dialyseshunt aus nephrologischer Sicht". Er betonte, wie wichtig der Dialyseshunt für den Nierenpatienten ist. Er verdeutlichte in einfachen, für jeden verständlichen Worten, dass der Dialyseshunt notwendig ist, um an die Hämodialyse angeschlossen werden zu können.
In einer Operation wird ein arterielles Blutgefäß mit einer oberflächlich gelegenen Vene verbunden. Durch diesen Kurzschluss entsteht eine gut punktierbare Strecke für den Anschluss an die Dialyse. Er machte den Zuhörern mit seiner Powerpoint-Präsentation klar, dass in seiner nephrologischen Praxis der Dialyseshunt die erste Wahl ist. Prothesenshunts und Katheter sind immer die schlechtere Wahl für die Dialysebehandlung und sollten nur in bestimmten Situationen gelegt werden.
Mit seinem Thema: "Shunt und Dialysequalität: Wie hängt das zusammen?" erstaunte uns PD Dr. med. Thomas Petzold, Leiter der Gefäßchirurgie am Klinikum Saarbrücken mit seinem Referat. Uns wurde klar, dass es lt. einer Umfrage, bei vielen Patienten wichtiger das Frühstück oder eine eigene Fernsteuerung für das Fernsehen sind, als auf ihren Shunt zu achten. Also, das Verständnis zu der Lebensader ist noch nicht bei allen unseren Mitpatienten angekommen. Es ist erstaunlich, wie wenig Leute sich Gedanken über ihren Shunt machen. Solang dieser läuft, ist die Welt in Ordnung. Nein, das Problem ist, dass man etwas dafür tun muss, dass er lang läuft.
In meinem Vortrag über die Shuntpflege hatte ich vieles zu sagen. Vorraussetzung für einen lang laufenden Shunt ist die Hygiene. Hygienisches Verhalten fängt beim Punktieren an und hört mit dem Abdrücken auf. Ich betonte, dass schlechte oder nicht praktizierbare Handhygiene die größte Gefahr für die Einschleusung von Keime und Bakterien im Dialysezentrum ist. Durch unsere Niereninsuffizienz haben wir eine Störung unserer immunologischen Abwehrlage gegen Bakterien und Viren. So ist das Risiko einer Infektion bei uns immer erhöht.
Das größte Patientenklientel In den Dialysezentren sind meist ältere, abwehrgeschwächte und oftmals an Diabetes erkrankte Patienten. Hinzu kommen Patienten mit einer Krankenhausodyssee, aus Pflegeheimen oder unzureichender häuslicher Pflege. Und schließlich haben wir durch unseren Dialyseshunt, den Zugang zu unserem Blutkreislauf, ein erhöhtes Infektionsrisiko. Meine Folien zeigten u.a. die Standardhygienemaßnahmen in Bezug auf das Vorbereiten und Durchführen der Punktionen, die das Dialysepersonal und die Patienten beachten sollten.
Martin überzeugte durch seinen hervorragenden und lebendigen Vortrag "Die Selbstpunktion" die Zuhörer von seiner persönlichen Punktionsart (hoffentlich). Er hat einen Film gedreht, wie er die Selbstpunktion und die seltene Knopflochpunktion durchführt. Viele Fragen aus dem Publikum wurden von ihm sachkundig beantwortet.
Die Ärzte vor Ort unter anderem auch Prof. Krönung legte den anwesenden Patienten nahe, mehr Verantwortung zu übernehmen und zu versuchen sich selbst zu punktieren. Es ist statistisch erwiesen, dass ein Shunt länger hält, wenn er von einer Person punktiert wird. Dies betonte auch Herr Detlev Jochum, Dialysefachpfleger in seinem Vortrag: "Shuntprobleme an der Dialyse".
Es ist natürlich für die Dialyseschwester und Pfleger wichtig, dass der Dialyseshunt in Strickleiterpunktion punktiert wird. Erfahrenes und gut ausgebildetes Personal in der Dialyse ist enorm wichtig, das regelmäßige Shuntmonitoring bei ihren Patienten durchführt wird. Leider wird das Patientenclientel immer älter und mit anderen schweren Erkrankungen behaftet, so dass sie sich um ihren Shunt nicht selbst kümmern können. Herr Jochum überzeugte u. a. die Zuhörer, dass viele Shuntprobleme an der Dialyse auftreten können, wie z. B. Shunt ohne zureichenden Fluss, zu hoher venöser Druck oder Schmerzen durch die Punktion.
Nach der Pause wurde es nochmals spannend, als Frau Dr. med. Franziska Frizen, Oberärztin von Prof. Krönung aus der Shuntklinik der DKD Wiesbaden, über den Dialyseshunt aus chirurgischer Sicht einen mit dem ein oder anderen Foto aus dem OP das Auditorium in Bann hielt. Ihre Arbeit am natürlichen Substrat von Arterie und Vene, die zu einer Shuntvene arterialisiert wird, ist keine herkömmliche und einfache Gefäßarbeit. Der Shuntchirurg findet immer neue Begebenheiten, die er in kurzer Zeit bewerten muss und eine Entscheidung treffen muss, um eine Lebensader zu schaffen. Es gehört Leidenschaft, Verständnis, Kreativität und Erfurcht, um als guter Shuntchirurg seine Arbeit leisten zu können. An vielen Beispielen zeigte sie, wie sich im Laufe von wenigen Jahren Shuntvenen verändern können und eine operative Korrektur benötigen.
In seinem Vortrag über Shuntmanagement betonte Dr. Thomas Röder, Chefarzt der Dialyseshuntchirurgie in der HELIOS Klinik Blankenhain nochmals, wie wichtig er es hält, wenn die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Shuntchirurgen, Nephrologen und natürlich dem Patienten stimmt. Er wiederholte, dass der Patient sich um seinen Shunt kümmern muss. In seiner Klinik bekommt der Patient nach der Shuntoperation gezeigt, wie er seinen Shunt abtastet, die Shuntgeräusche hören und deuten kann und die Shunthygiene richtig anwendet.
Mit einem kleinen Büfett beendeten wir das interessante Seminar. Ich kann Ihnen aus Platzgründen nicht die ganze Thematik des Seminars wiedergeben. Bei Interesse kann ich Ihnen die Vorträge – soweit vorhanden - zur Verfügung stellen. Wegen des Erfolgs des Seminars und der Wichtigkeit des Themas, das unsere Fragebogenaktion auch bewiesen hat, planen Martin und ich, das Seminar an einem anderen Ort nächstes Jahr zu wiederholen.
Thomas Lehn
Die Referenten
Weitere Fotos vom Seminar