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Bericht zum Vortrag von Dr. Thomas Schneider ( internistische Gemeinschaftspraxis Stuttgart ) www.nierenzentrum-stuttgart.de

Dr. Thomas SchneiderIm Rahmen des Seminars "Dialysearten heute" in Bad Salzschlirf referierte am 2. Seminartag Dr. Thomas Schneider über die verschiedenen Möglichkeiten der Peritonealdialyse (kurz PD). In seinem informativen und lebendigen Vortrag zeigte er uns die verschiedenen Formen und Therapiemöglichkeiten der PD auf. Eingangs stellte sich also die Frage, was PD ist, welche Arten der PD es überhaupt gibt und was man dazu braucht, um Bauchfelldialyse machen zu können.

Dr. Schneider stellte uns sehr anschaulich dar, dass es möglich ist, die PD manuell als auch mittels eines maschinellen Verfahrens durchzuführen. Zu den manuellen Verfahren gehören die CAPD (continuous ambulatory peritoneal dialysis) und die DAPD (Daytime/ Daily ambulatory peritoneal dialysis). Die NIPD (nächtliche intermittierende Peritonealdialyse), die CCPD (continuous cyclic peritoneal dialysis / kontinuierliche zyklische Peritonealdialyse) und die TPD (Tidal- PD) zählen hingegen zu den maschinellen Verfahrensweisen.

Was braucht man also noch zur PD? Um das Bauchfell für die Dialyse nutzen zu können, ist es notwendig, dass in einer Operation ein Dialysekatheter in die Bauchhöhle eingelegt wird. Der PD-Patient beginnt die Behandlung dann grundsätzlich mit der CAPD und muss im Rahmen eines Trainings erst alle Handgriffe erlernen. Ein Bauchfellfunktionstest hilft festzustellen, zu welchem Transporter-Typ der Patient gehört und welches PD-Verfahren das geeignete für ihn ist. Es erfolgt also eine ganz individuelle Therapieabstimmung. Je nach Transporter-Typ (High- bis Low- Transporter) macht der Patient dann 2-5 Beutelwechsel am Tag mit einem Füllvolumen von 1,5L-2,5L und Verweilzeiten von 4-6h am Tag und 7-9h in der Nacht.

Die Bauchfelldialyse mit dem Cycler (CCPD) eignet sich besonders für Menschen, die zum Typ des High-Transporters gehören. Sie können dann zu Hause mit dem Cycler jede Nacht dialysieren, wodurch sich ihre Dialyse- als auch ihre Lebensqualität erhöhen. Dr. Schneider machte darauf aufmerksam, dass die Dialyseeffektivität bei der CCPD zu beachten ist und dass dieses Verfahren auch etwas teurer ist als die „normale" CAPD. Die NIPD wird hingegen in der Klinik oder im Zentrum 3x wöchentlich durchgeführt.

Im Laufe seines Vortrags ging Dr. Schneider noch eingehender auf die APD (automatisierte Peritonealdialyse) ein. Vorteile dieses Verfahrens sind:

  • eine höhere Dialyseeffektivität bei High-Transportern
  • freie Tagesgestaltung, da in der Nacht dialysiert wird
  • eine geringere Glucoseresorption
  • und ein niedriger abdominaler Druck in horizontaler Lage

Als Nachteil der APD können sich:

  • der Trainingsaufwand
  • eine geringere Mobilität ( nach Dr. Schneider fraglich)
  • die höheren Kosten
  • und mögliche Einschränkungen in der Sexualität

erweisen.

Dr. Schneider stellte jedoch klar, dass der Bewässerungszustand bei APD-Patienten grundsätzlich besser sei und als positiv zu bewerten ist.

Wie wird nun festgelegt zu welchem Transporter-Typ man gehört?
Um dies festzustellen, wird ein sog. PET-Test (Peritoneal Equilibrum Test/ Peritonealer-Äquilibrations-Tests) gemacht. Anhand eines standardisierten Verfahrens werden dabei Kreatinin, Glucose und Albumin im Dialysat gemessen und auch Bluproben entnommen, die es schließlich dann möglich machen den Transporter-Typ zu bestimmen. Da die Dialyselösungen glucosehaltig sind, ist eine engmaschige Kontrolle der Zuckerwerte von Nöten, um einem möglichen Diabetes entgegenzuwirken. Hinsichtlich der Einflussfaktoren für eine CAPD betonte Dr. Schneider vor allem den Patientenwunsch.
Aber auch die Transportercharakteristik, die renale Restfunktion, das Körpergewicht und die Dialyseeffizienz beeinflussen die Wahl des geeigneten Therapieverfahrens.

Anschließend legte uns Dr. Schneider jene Faktoren dar, die Einfluss auf das Überleben mit PD haben. Dazu zählen neben dem Alter, der Ernährungszustand, ein Diabetes und die peritoneale Ultrafiltration (UF). Dagegen üben weder das Geschlecht, noch die Körperoberfläche, die Kreatinin-Clearance und die peritoneale Transporterart einen Einfluss auf das Überleben mit PD aus.

Nach diesem eingehenden Überblick über die PD- Arten kam Dr. Schneider auf die PD-Lösungen zu sprechen. Vor allem systemische Nachteile wie die hohe Glucosezufuhr mit Gewichtszunahme und Lipidstoffwechselstörungen als auch Ultrafiltrationsprobleme durch rasche Glucoseresorption waren und sind auch heute noch problematisch. Ferner kommt es zur Bildung von Glucoseabbauprodukten (sog. Advanced Glycolisation End Products / AGEs), welche letztlich dazu führen, dass die UF mit der Zeit nachlässt. Das Peritoneum sklerosiert schließlich und büßt seine Funktion ein. Dem kann jedoch heute entgegengewirkt werden indem man pH- neutrale Lösungen (Doppelkammerbeutel) benutzt. Mit der Einführung der Polyglucosen wie Icodextrin (Extraneal) ist es nun sogar möglich die UF zu verbessern und damit auch die Dialysequalität. Vor allem Langzeitpatienten profitieren von diesen Lösungen, da die Peritonealmembran geschont wird und eine bessere Biokompatibilität durch die physiologischeren Lösungen erreicht wird.

Abschließendes Fazit von Dr. Schneider war, dass die PD für jeden geeignet ist, der sie machen möchte. Es gilt jedoch bei allen PD- Verfahren die Dialysedosis und die Dialysekapazität zu beachten. Dr. Schneider hat uns einen ausgezeichneten Ein- und Überblick in die PD verschafft und ging detailliert auf die zahlreichen Fragen der Seminarteilnehmer ein. Nach dem Vortrag stand er gerne für persönliche Gespräche und Ratschläge den Teilnehmern zur Verfügung.

Evelin Cupovic