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Tag der Organspende 2007 oder "Sagen Sie mal, wie geht das denn hier jetzt weiter? Bekomme ich jetzt Blut abgenommen?"

Ein kleiner Stand in der Saarbrücker Fußgängerzone, an dem wir Passanten aufklären über das Thema "Organspende" – das war geplant. Was herauskam, war ein rundum gelungenes Medienereignis mit saarländischer Politprominenz. So gegen 8 Uhr bauten wir unseren Stand direkt in der Fußgängerzone auf. Wir, das waren Martin Müller, Peter und Vera Kleer, Horst Schmitt, Thomas Lehn und ich. Unterstützt wurden wir beim Aufbau freundlicherweise durch Martins Papa. Herzlichen Dank noch einmal an dieser Stelle.

Ausgerüstet mit jeder Menge Infomaterial und einer echten Dialysemaschine als Blickfang warteten wir gespannt auf die Fragen und die Diskussionen mit den Bürgerinnen und Bürgern aus Saarbrücken. Zusätzlich wurde um 10 Uhr noch der saarländische Ministerpräsident Peter Müller erwartet, der im Beisein der Presse 100 rote Herzluftballons mit der Aufschrift "Organspende rettet Leben- vielleicht sogar Ihr eigenes" in den Himmel steigen lassen sollte. Diese Tatsache sorgte auch recht bald für eine gewisse Hektik unter den Anwesenden. Schließlich mussten die Ballons noch vor dem Eintreffen des MP mit Helium befüllt werden. Nebenbei sollten aber auch die Fragen der Passanten beantwortet werden. So hatten wir bis um 10 Uhr schon jede Menge zu tun.

Die Vorhut von Peter Müller bildeten seine beiden Bodyguards, die uns durch die bereits eingetroffenen Reporter der Saarbrücker und der Bild-Zeitung zu verstehen gaben, dass der Ministerpräsident sich um ca. 20 Minuten verspäten werde: Er sei noch kurz einen Kaffee trinken. Schließlich aber war es so weit: Peter Müller traf um ca. 10:30 Uhr bei uns ein. Er begrüßte uns alle persönlich mit Handschlag und ließ es sich nicht nehmen, in eine kurze Diskussion mit dem ebenfalls am Stand anwesenden Herrn PD Dr. med. M. Marx (Leiter des Dialysezentrums Völklingen) über die Widerspruchregelung ein zu treten. Danach aktualisierte der Ministerpräsident direkt an unserem Stand seinen eigenen Organspendeausweis. Im Anschluss entließen wir alle zusammen die Herzluftballons in den fast blauen Himmel. Ein sehr schönes Bild!

Die folgenden Stunden waren ausgefüllt mit vielen, vielen Gesprächen mit den Passanten: Während die einen an unseren Stand kamen, um sich lediglich einen neuen Organspendeausweis zu holen, weil die Daten sich geändert haben, waren andere wieder voller Ängste und Zweifel, dennoch aber sehr interessiert. Die meist gestellte Frage bezog sich darauf, was denn im Fall der Fälle sei, wenn man seinen Spendeausweis eben nicht dabei hat. Meine Antwort lautete hier immer, dass es deswegen auch sehr wichtig sei, mit den Angehörigen zu sprechen. Zum Anderen aber sehe ich hier ein wichtiges Argument für die Widerspruchsregelung. Sehr viele Menschen haben immer noch Bedenken, dass sie bei Zustimmung zur Spende vielleicht im Ernstfall nicht zu Ende therapiert werden würden, sondern vielmehr vorher die Behandlung abgebrochen werden würde, um an die wertvollen Organe zu kommen. Ich war entsetzt darüber, wie tief dieses alte Vorurteil immer noch in den Köpfen der Leute manifestiert ist. Da müssen wir noch jede Menge Aufklärungsarbeit leisten, liebe Mitglieder!

Naja, die an diesem Tag lustigste Frage, die mir gestellt wurde, habe ich ja bereits in der Überschrift festgehalten. Da hat doch glatt einer unsere mitgebrachte Dialysemaschine für die Blutentnahmestelle gehalten! Dieser Bürger glaubte, die Spendefähigkeit ließe sich durch eine Blutentnahme feststellen. So lustig wie die Frage war, so traurig ist es zu merken, wie wenig sich doch manche Leute mit dem Thema Organspende beschäftigen.

Dann gab es Leute, die sofort den Spendeausweis ausfüllten, um ihn dann mir zu übergeben. Viele Menschen glauben, sie werden jetzt irgendwo registriert. Ich weiß nicht, wie oft ich an diesem Tag darauf hingewiesen habe, dass die Spendebereitschaft die ureigendste Entscheidung eines jeden Einzelnen ist und dass man deswegen aus Datenschutzgründen auch nirgends registriert werden darf.

Gegen 14 Uhr beehrte der saarländische Gesundheitsminister Josef Hecken unseren Stand mit einem Besuch. Auch er zeigte sich sehr volksnah und unterstützte uns nach der Begrüßung sogar über eine Stunde lang, indem er Organspendeausweise an die Bevölkerung verteilte. Eine sehr schöne und erfolgreiche Geste! Immerhin konnten wir mit Herrn Heckens Hilfe an die 1000 Spendeausweise unter die Leute bringen. Sollte auch nur jeder Dritter den Ausweis auch wirklich ausfüllen und in Zukunft immer bei sich tragen, so wäre unsere Aktion schon mehr als ein Erfolg gewesen!

Gegen 16 Uhr war bei uns allen "die Luft raus". Wir waren nach 8 Stunden "Strassenaktionismus" doch einigermaßen geschaftt. So entschlossen wir uns, den Stand abzubauen. Zum Schluß war sogar unsere Dialyse-Puppe "Lisa" so kaputt, dass sie in mehrere Teile zerfiel. Maskottchen-Hund "Tina" zeigte sich in diesem Punkt zu 100 % solidarisch.

In einem sehr netten italienischen Restaurant ließen wir den Tag ausklingen. Hier gab es noch einmal für alle reichlich Gelegenheit, die eine oder andere kuriose Begebenheit dieses ausgefüllten Tages zum Besten zu bringen. Trotz aller Anstrengung und Mühe kam bei uns der Humor nicht zu kurz. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander. Es macht außerdem sehr viel Freude, sich gemeinsam für eine gute Sache zu engagieren.

Fazit:
Es besteht noch jede Menge Aufklärungsbedarf innerhalb der Bevölkerung, was Organspende betrifft. So müssen auch wir als Verein unseren Beitrag dazu leisten, indem wir einen Schwerpunkt unserer Arbeit auf solche oder ähnliche Veranstaltungen legen.

Barbara Rüth

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