Vom 23. bis 27. Juli 2002 fand im Treffpunkt Baden-Württemberg auf der Landesgartenschau in Ostfildern eine gemeinsame Präsentation des Sozialministeriums und der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) zum Thema „Transplantation und Organspende in Baden-Württemberg“ statt.
Dabei wurden die Transplantationszentren Heidelberg, Stuttgart, Tübingen, Freiburg, Mannheim und Ulm gebeten, mit verschiedenen Vorträgen über das Thema Organtransplantation zu informieren und somit für die Organspende zu werben. Als Begleitprogramm wurden die Vereine aus der Umgebung eingeladen, mit ihren Ständen Werbung für die Organspende zu machen, aber im besonderen auch über das Leben mit der Krankheit, in unserem Falle mit Dialyse zu informieren.
Da wir als Verein dem Sozialministerium scheinbar noch nicht bekannt sind – was sich jetzt ändern wird – bekamen wir diese Information von Herrn Haag – Regionalgruppe Stuttgart des Landesverbandes Baden-Württemberg. Selbstverständlich war ich sofort bereit, bei dieser Veranstaltung mitzumachen.
Am Dienstag, 23. Juli 2002 um 14.00 Uhr begann die Eröffnungsveranstaltung, an der mein Mann und ich teilnahmen. Wir trafen hier auch noch ein weiteres Mitglied aus unserem Verein. Dr. Friedhelm Repnik MdL eröffnete die Veranstaltung höchst persönlich. Er wies auf die Wichtigkeit der Organspende hin und sprach die üblichen Begrüßungsworte. Es folgten zwei weitere Grußworte von Dr. Stefan Post, Vorsitzender des Regionalen Fachbeirates Baden-Württemberg und Prof. Werner Lauchert, DSO – Region Baden-Württemberg. Frau Firnhäusl, lebertransplantiert, berichtete aus der Sicht einer Betroffenen, was für sie die Transplantation einer neuen Leber bedeutet und was ihrer Meinung nach nötig ist, um die Organspendebereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen, aber auch die Meldungen potentieller Organspender in den Krankenhäusern zu erhöhen.
Höhepunkt der Eröffnungsfeier war meiner Meinung nach jedoch der Balettauftritt „Mein größtes Glück“ von Kindern der Schule für musische und tänzerische Erziehung Reutlingen. Der Leiterin, Frau Katharina Zenke, waren die Schritte dieses Stückes in den Sinn gekommen, als sie selbst die Herztransplantation ihres Vaters miterlebte. In drei Akten tanzten die Kinder den Beginn der Erkrankung, den fortschreitenden gesundheitlichen Verfall, die Wartezeit auf das neue Herz, das Leiden der ganzen Familie sowie die Herztransplantation und das langsam wieder beginnende Leben mit dem neuen Herzen.
Dies war sehr beeindruckend. Die Gefühle, die in so einer Situation auf den Wartenden und seine Familie einbrechen, wurden sehr gut dargestellt und vermittelt.
Fraglich an der Eröffnungsveranstaltung war lediglich, ob es sinnvoll war, diese als eine geschlossene Veranstaltung – lediglich für Insider – durchzuführen.
Am Mittwoch, den 24.08.02 mussten dann auch wir aktiv werden. Herr Haag vom Landesverband Baden-Württemberg war bereits da, als mein Mann Dieter und ich um 9:00 Uhr morgens eintrafen.
Der Stand war aufgebaut und eine Dialysemaschine, die aufgebaut war und an die eine Puppe angeschlossen war, sollte als Blickfang dienen und die Neugier der Besucher wecken. Diese Rechnung ging voll auf. Nahezu jeder, der die Maschine erblickte, blieb kurz stehen, gab einen Kommentar ab – „wenn de da erst mal dran bist, dann ists vorbei“ – oder so ähnlich und ging dann entweder weiter oder reagierte auf mein Nachfragen. Hier war für mich dann die Situation gegeben, dass ich die Besucher ansprechen konnte und über die Realität der Dialyse aufklären konnte.
Es gab auch noch weitere Informationsstände – der Lebertransplantierten – des Herzzentrums – und einen Stand der Uni Heidelberg über neueste Technologien für die Behandlung der Leber.
Auch die Fachvorträge dieses Tages fanden beim Publikum Interesse. Besonders zu erwähnen ist der Vortrag von Prof. Wiesel aus Heidelberg, der beim Publikum am meisten Aufmerksamkeit erregte. Dieser hatte zu seiner Unterstützung eine Mutter mit Tochter eingeladen. Denn bei Dr. Wiesel ging es um die Lebendnierenspende und die Mutter hatte der Tochter vor ca. einem Jahr eine Niere gespendet.
Diese beiden berichteten, wie sie zur Lebendspende gekommen sind, und wie sie mit dem Thema auch im Nachhinein umgehen. Dabei vermittelten sie einen sehr positiven Eindruck. Die Mutter machte deutlich, dass es ihr bereits seit langem ein Anliegen gewesen sei, Ihrer Tochter eine ihrer Nieren zu spenden, damit sie wieder ohne Dialysebehandlung leben kann. Ausschlaggebend für den Zeitpunkt sei unter anderem die nachlassende Qualität der Baufelldialyse aufgrund der Abnutzung des Bauchfells gewesen.
Die Tochter machte deutlich, dass sie die Lebendspende als rein medizinisch notwendige Maßnahme ansieht und die Tatsache, dass die Niere von der Mutter kam, dem entsprechend ganz emotionslos betrachtet. Sie trennt die medizinische Maßnahme von der emotionalen Bindung zur Mutter.
Prof. Wiesel machte aber auch deutlich, dass die Lebendspende die Verstorbenenspende niemals zu 100 % ersetzen kann. Die Lebendspende muss sehr gut vorbereitet werden. Spender und Empfänger müssen nicht nur medizinisch, sondern auch psychologisch „auf Herz und Nieren“ untersucht und auch nachbetreut werden.
Auch darf der fortschreitende Einsatz für die Lebendspende nicht dazu führen, dass die Verstorbenenspende zurückgeht, was leider schon der Fall ist. Dadurch bleibt die Zahl der Transplantationen bei Nieren und Lebern (Teilleberspende) zwar konstant, jedoch die Zahl der Herz- und Lungentransplantationen nimmt ab, da diese nicht von lebenden Spendern kommen können. Auch die Wartezeit für Dialysepatienten erhöht sich weiter (10.000 auf der Liste durchschnittliche Wartezeit im Augenblick 6-8 Jahre), da die Gesamtzahl der Organspenden nicht zunimmt.
Mein Fazit für diese Veranstaltung:
Ganz sicher gab es ein Interesse der Besucher an den Vorträgen und auch an den weiteren Informationen. Jedoch war dieses Interesse im Verhältnis zur Besucherzahl und zum betriebenen Aufwand eher gering.
Es ist nach wie vor problematisch, auf einer Messe oder Veranstaltung, die der Unterhaltung der Besucher dient, diese mit einem so sensiblen Thema wie die Organspende zu konfrontieren.
Es ist daher zu überlegen, ob zukünftig nicht eher Messen und Veranstaltung mit medizinischen und/oder gesundheitlichem Hintergrund für so eine Veranstaltung ausgewählt werden.
Monika Centmayer