Ein Erfahrungsbericht von Anja Sachs

Seit Wiederaufnahme meiner Dialysebehandlung 2007 nach chronischer Abstoßung der Transplantatniere nach 18 Jahren, mache ich Hämodialyse als Zentrumsdialyse, da Heimdialyse in unserer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus aus räumlichen Gründen nicht möglich ist, d.h. ich gehe 3x pro Woche in ein Dialysezentrum zur ca. 5-stündigen Behandlung. Die Behandlung selbst wird vom geschulten Pflegepersonal vorgenommen. Während der Dialyse ist immer mindestens ein Nephrologe als Dialysearzt im Zentrum im Dienst.

Vorteile:

  • Die Behandlung wird komplett vom geschulten Personal übernommen. Ich muss mich weder um Maschine, noch Materiallager, Strom- und Wasserversorgung etc. kümmern und benötige normalerweise keine Fachkenntnisse.
  • Der Zeitverbrauch ist auf die reine Behandlungszeit zzgl. An-/Abfahrt beschränkt.
  • Bei der ärztlichen Visite während jeder Behandlung werden Fragen/Probleme besprochen, Medikamente bei der Apotheke nachbestellt und geliefert.
  • Im Krankheitsfall muss ich keinen weiteren Arzt aufsuchen, um für die Arbeit eine Krankschreibung zu erhalten.
  • Ich habe an der Dialyse selbst Zeit für mich und kann einem Teil meiner Hobbys (wie Sudoku, Lesen, Telefonieren etc.) nachgehen oder auch mich ausruhen/schlafen.
  • Ich kann Wochenendreisen (Samstag bis Montagmittag) ohne Dialyse vornehmen.

Nachteile:

  • Ich muss zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Praxis sein. Abweichende Behandlungszeiten wegen Terminen/an Feiertagen etc. sind nur eingeschränkt nach Absprache möglich.
  • Da die Behandlungszeiten sehr rigide sind, muss man zeitliche Einschränkungen bei der Berufsausübung (damit auch finanzielle Einbußen) und im sozialen Bereich (weniger Zeit für familiäres Zusammenleben und für Sozialkontakte mi Freunden etc.) verkraften.
  • Der Transport zum Dialysezentrum und später nach Hause muss gewährleistet sein und verbraucht zusätzliche Zeit/Kosten.
  • Da die Behandlung nur 3x pro Woche möglich ist, hat man jede Woche ein sog. Langes Intervall – d.h. zwischen zwei Behandlungen liegen nicht 2 sondern 3 Tage. Somit erreicht man einmal pro Woche einen relativ hohen Vergiftungs- und Überwässungszustand, d.h. auch dass man jede Woche einmal sehr genau merkt, dass man krank ist.
  • Infolgedessen hat man strenge Vorgaben/Einschränkung bei der Nahrungs- u. Flüssigkeitsaufnahme.
  • Man teilt die Behandlungsräume mit mindestens einem meist aber deutlich mehreren Mitpatienten. Da man für mehrere Stunden mehr oder weniger an die Liege "gefesselt" ist, hat man für diese Zeit keine Rückzugsräume und ist der Situation und dem Personal in gewisser Weise "ausgeliefert". In schwierigen Situationen kann man dann nur darauf bestehen, die Behandlung vorzeitig zu beenden, um der u.U. belastenden Situation zu entkommen.
  • Gleichzeitig wird man bei der Zentrumsdialyse auch regelmäßig mit dem zum Teil schweren Schicksal/Krankheitsverlauf/fehlenden Compliance anderer Patienten konfrontiert. Dies kann über einen längeren Zeitraum auch zu starker seelischer Belastung führen.

Fazit:

Man mietet für einen bestimmten Zeitraum eine Liege + Maschine und muss sich um nichts kümmern, hat aber auf das ganze Drumherum auch keinen Einfluss. Die Abhängigkeit von anderen ist bei dieser Dialyseform vermutlich am höchsten.