Vortrag: "Infektionsrisiko Krankenhaus" von Herrn Guggenbichler
Herr Guggenbichler hat uns in einem sehr engagierten und durch niederbayrisches Lokalkolorit gewürzten Vortrag das Thema nahegebracht.
Nierenkranke Patienten sind allgemein für Infektionen besonders anfällig. Besondere Problembereiche sind Harnwegsinfekte, generalisierte Infektionen wie Blutvergiftung (Sepsis), und im Krankenhaus übertragene Infektionen z.B. durch Katheter. Einerseits können Infektionen wie chronische Harnwegsinfekte und Nierenbeckenentzündungen zu Schrumpfnieren und damit zum Nierenversagen führen genauso wie bei nervenbedingter Blasenlähmung und dadurch ausgelösten wiederholten Blaseninfekten oder Stau in die Nieren.
Andererseits kann im Rahmen der Erkrankung eine zusätzliche Anfälligkeit für Infekte entstehen z.B. durch Eiweißverlust (u.a. Antikörper) bei nephrotischem Syndrom oder bei der Behandlung mit Immunsuppressiva (z.B. Sandimmun, Cortison).
Herr Guggenbichler ging im ersten Teil auf die Problematik der Harnwegsinfekte ein. Ursache für gehäufte Harnwegsinfekte sind Restharn, Rückfluss des Urin in die Nieren, Aufstau des Urin in den Nieren, fehlende Hygiene. Es gibt aber auch spezielle Krankheitserreger (Bakterien), die sich besonders gut an der Blasenschleimhaut festklammern können aber auch Menschen, deren Blasenschleimhaut besonders empfänglich für Bakterien ist. Normalerweise kann sich die Blasenschleimhaut direkt gegen die Bakterien wehren: Die Schleimhaut produziert verschiedene Eiweißund Zuckerstoffe. Diese verhindern entweder das Andocken der Bakterien an die Schleimhaut, sodass sie beim nächsten Wasserlassen weggespült werden, oder sie wirken wie Antibiotika und verhindern das Wachstum der Bakterien, oder sie töten Bakterien ab. Bestimmte häufig vorkommende Erreger der Blasenentzündung (E.coli) haben so eine Art Arme mit denen sie sich besonders gut in der Blase festklammern. Mit bestimmten Pflanzenstoffen aus Preisselbeer- oder Cranberrysaft lässt sich dies teilweise verhindern und damit auch die Häufigkeit von Blasenentzündungen vermindern, wenn man den Saft trinkt.
Im zweiten Teil wurde auf die Problematik der Infektionen im Krankenhaus eingegangen. Dies ist ein großes Problem, da Menschen durch im Krankenhaus erworbene Infektionen schwer krank werden oder sogar daran sterben können. Nach dem was uns dargestellt wurde, gibt es keine verlässlichen Zahlen, wie groß das Problem wirklich in Europa ist. Die Problematik wird noch dadurch verschärft, dass immer mehr Krankheitserreger für die gängigen Antibiotika unempfindlich werden und nur noch wenige Medikamente wirken. (s. auch weitere Vorträge in Dresden) Besonders betroffen sind Patienten auf Intensivstation. Außerdem steigt das Risiko je mehr Katheter jemand hat und je länger sie liegen. Es gibt laut Herrn Guggenbichler jede Menge Veröffentlichungen über das Thema aber auch noch genauso viel Streit darüber, wie man eine Krankenhausinfektion am sichersten erkennt, wieso und woher sich die Krankheitserreger ausbreiten, wie häufig Krankenhausinfektionen sind (keiner will sich ja blamieren) und vor allem wie man am besten vorbeugt.
Hauptproblem sind Katheter als Ursache der Infektion. Außerdem steigt das Risiko je mehr Katheter jemand hat und je länger sie liegen. Die Infektion kann an der Austrittsstelle z.B. eines Dialysekatheters sein. Das erkennt man an Rötung und Schwellung. Ist der Katheter unter der Haut ein Stück entlang gezogen also getunnelt (z.B. Demers-Dialysekatheter), dann kann sich der Tunnel auch entzünden. Das merkt man durch Schwellung und Rötung oder wenn es schlimmer ist kann es auch eitern. Im schlimmsten Fall geraten die Erreger ins Blut mit Fieber und schweren Krankheitserscheinungen. Wie hoch das Risiko für eine Infektion durch Katheter ist hängt von der Abwehrlage des Patienten ab. Das Risiko ist z.B. höher bei Diabetes, Cortison, nach Chemotherapie, nach Nierentransplantation, bei Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukopenie) etc. Je weniger Patienten eine Pflegekraft betreut desto geringer ist das Risiko. Auch die Zahl der Öffnungen (Lumen) des Katheters erhöht das Risiko. Bei Sheldonkatheter zur Hämodialyse treten Infektionen bei 4 - 36% auf. Beim Tenckhoffkatheter (für Bauchfelldialyse) bei 0,2-12%. Wenn der Katheter infiziert ist muss er gewechselt werden. Bei schwerer Infektion z.B. mit Fieber und wenn die Erreger im Blut gefunden wurden wird zusätzlich mit Antibiotiakinfusion behandelt.
Wie beuge ich vor?
Prof. Dr. J. Peter Guggenbichler Am wichtigsten peinlichste Hygiene beim Legen des Katheters und bei Verbandswechsel, anschliessen an die Dialyse oder bei jedem Öffnen des Katheterverschluss. Dass heisst also Desinfektion und mindestens sterile Handschuhe und Mundschutz.
Um das Wachstum der Krankheitserreger im Katheter und damit eine Streuung in den Blutkreislauf zu verhindern, gibt es zur Zeit verschiedene Techniken. Man kann an der Eintrittsstelle desinfizierende oder antibiotische Salben auftragen. Man kann z.B. nach der Dialyse in den Dialysekatheter eine Mischung aus Antibiotikum und Heparin spritzen, die bis zur nächsten Dialyse drin bleibt. Man kann Katheter mit Antibiotika von innen beschichten. Nachteil ist, dass Bakterien, die sich an der Katheterwand festgesetzt haben, durch Antibiotika im Katheter nicht ausreichend abgetötet werden und unempfindlich auf dies Antibiotika werden können oder sie sind von vorneherein nicht auf die verwendeten Antibiotika empfindlich.
Herr Guggenbichler hat uns eine weitere Methode vorgestellt, die er mit entwickelt und untersucht hat. Dabei werden Katheter von innen mit winzigen Silberteilchen beschichtet. Die aus der Oberfläche freigesetzten Silberteilchen sollen die Bakterien abtöten. Die von ihm gezeigten Studienergebnisse zeigten weniger Infektionen und weniger schwere fieberhafte Infektionen bei silberimprägnierten Kathetern also vielversprechende Ergebnisse. Weitere Studien sind aber noch nötig. Nach der Meinung von Herrn Guggenbichler sollten diese Art von Kathetern deshalb weiter verbreitet werden.
Im dritten teil wurde dargestellt, was man allgemein tun kann um Infektionen vorzubeugen. Man kann das Anheften von Bakterien an Schleimhäute der Blase und des Darms durch Zuckerstoffe verhindern, die die Andockstellen für Bakterien blockieren. Diese sind z.B. im Preiselbeer- oder Cranberrysaft, in der Muttermilch, in Orangen, Bananen, Äpfeln, Karotten vorhanden.
Man kann die natürliche Darmflora z.B. nach Antibiotikabehandlung wieder aufbauen und damit die natürlichen Abwehrkräfte der Schleimhaut gegen krankmachende Bakterien stärken. Aber Achtung Präparate die lebende Darmbakterien, Hefen oder Milchsäurebakterien zum Aufbau der natürlichen Darmflora enthalten dürfen nicht nach Nierentransplantation oder bei Behandlung mit Immunsuppresiva z.B. Sandimmun oder Cortison o.ä. genommen werden.
Bei Neigung zu Harnwegsinfekten hilft teilweise Ansäuern des Urin z.B. durch Essen von Zitrusfrüchten. (Sandimmun soll aber nicht zusammen mit Grapefruit genommen werden).
Abgetötete Bakterien als Kapseln zum Schlucken können eine vermehrte Ausschüttung von Abwehreiweißen (IgA) durch die Schleimhaut fördern z.B. bei Durchfall und nach Antibiotikabehandlung.
Antje Karau