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Am 28.10.2004 lud der „Junge Nierenkranken Deutschland e.V.“ zum dritten und letzten Seminar im Jahre 2004 zum Thema Kommunikation zwischen Patient und Arzt/ Pflegepersonal nach Bad Rippolsau ein.

 

Tag der Anreise

Fast alle Teilnehmer reisten am Donnerstag an und wurden größtenteils von Martin Müller in einer räumlich gewöhnungsbedürftigen Kurklinik begrüßt. Die komplette Seminargruppe traf sich dann erstmals am Abend zu einem gemeinsamen Gespräch im Seminarraum. Hier lernten wir eine sehr nette Ordensfrau, Schwester Angela, kennen. Sie war sehr interessiert an unserem Verein, dessen Arbeit und dem Krankheitsbild, mit dem wir täglich konfrontiert werden. Nach einem kurzen kennen lernen der Teilnehmer untereinander teilte sich die Gruppe zum Tischtennis oder Billard auf. Die Leute des Vorstandes hatten dazu leider keine Zeit, sie setzten sich zusammen und besprachen den Programmablauf des Seminars und der Gesundheitswoche.

Erster Seminartag

Zu Beginn am ersten Seminartag sprach der Leiter der Klinik, Herr Huber, die üblichen Begrüßungsworte und erklärte allen Teilnehmern der Gesundheitswoche kurz den Ablauf. Im Anschluss an Herrn Huber sprach auch die Diätassistentin Frau Klink kurz ihr Programm der nächsten Woche an. Frau Klink war sehr bemüht, dass jeder das zu essen bekam was er benötigte doch für Saarländer gab es dort auch mit viel Mühe leider nicht viel.

Kommunikationsworkshop

Zu Anfang begann Ilse Mutke und ihr Sohn Jörg Mutke, die beide von Beruf Dipl. Psychologen sind, mit dem ersten Teil des Kommunikationsworkshop. Dieser Workshop teilte sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil auf. Im theoretischen Teil lernten wir an vielen Beispielen die Grundkenntnisse von Gesprächsführung und Kommunikation.
Nach der Einführung setzten wir uns alle in einen Kreis und stellten uns nach einander mit Name, Herkunft und Beruf vor. Der erste Schritt war, Stichpunkte zu sammeln, die bei der Kommunikation an sich wichtig sind. Danach ging es um das Thema Gesprächsführung. Es filterte sich hier schon ein Problem heraus, das fast jeden gleich betraf, das Gespräch zwischen Arzt und Patient. Viele beklagten, dass Ärzte all zu oft geschilderte Probleme als unwichtig übergehen. Der Wunsch nach mehr Verständnis und Aufmerksamkeit der Ärzte war regelrecht zu spüren.

Im praktischen Teil mussten sich die Seminarteilnehmer in 4 Gruppen aufteilen und zusammen erarbeiten, oder Eigenschaften in einem Gespräch positiv oder negativ sind.
In Gruppe eins mit Monika Centmayer waren die Offenheit im Gespräch und aktives Zuhören die wichtigsten Elemente.
In Gruppe zwei mit Gunter Fischborn waren die wichtigsten Punkte „wie bring ich’s richtig rüber“ und was bedeutet die Haltung und das Verhalten meines Gegenübers.
Gruppe drei mit Reiner März hatte als wichtigsten Punkt die Zeit erarbeitet, die in vielen Arztgesprächen nicht vorhanden ist bzw. nicht genommen wird.
Gruppe vier mit Ursula Pfetsch sprach über den Umgang mit Gesprächspartnern die laut, angeberisch und aufdringlich auftreten.

Nach 20 Minuten trafen sich dann alle wieder im Seminarraum und besprachen gemeinsam mit den Seminarleitern Mutke ihre Ergebnisse. Auch nach der Gruppenarbeit blieb wieder alles bei dem Thema der Gruppe drei dem Arztgespräch stehen. Dabei wurde von der Seminarleiterin erklärt, dass man sich auf den Arzttermin vorbereiten sollte und genau wissen sollte, was will ich vom Arzt! Nur wer sich gut vorbereitet, kann auch seine Informationen so rüberbringen, dass Sie verstanden werden. Sollte es dennoch ein Problem geben, dass der Arzt keine Zeit für einen hat, soll man das bei seinem Arzt offen und ehrlich ansprechen.

In einem nächsten Schritt wurden einzelne Problemsituationen der Teilnehmer mit dem Arzt oder dem Personal durchgespielt. Im ersten Problemfall spielte Monika Centmayer eine Patientin, die dem Arzt (gespielt von Gunter Fischborn) klar machen sollte, dass mit seinen Anordnungen, die ständig von denen der anderen Ärzte abweichen, nicht klar kommt. Der zweite Problemfall handelte von einem Arzt, der ständig widersprüchliche Aussagen von sich gibt. Die Patientin wurde von Uschi Pfetsch gespielt. Der letzte Fall handelte von einer Schwester (gespielt von Joachim Kaiser) die beim Abhängen zu viel Kochsalz verwendete, und dem Patienten (gespielt von Gunter Fischborn), der sich darüber beschwerte. Zum Ende der Schilderungen wurde jeder Fall nochmals besprochen und versucht, eine Möglichkeit zu finden, in dieser Situationen so zu handeln, dass die eigene Meinung und Kritik beim Arzt ankommt, ohne ihn persönlich zu beleidigen und es immer noch eine Möglichkeit gibt, gemeinsam eine Lösung zu finden. Danach endete ein sehr guter Seminarteil, bei dem man sehr schnell bemerkte, wie oft man doch Fehler in Gesprächen begeht.

Vorstellung des Gesundheitstrainingsprogramms für chronisch Nierenkranke

Nachmittags ging es weiter mit einem Vortrag von Dr. Fritschka von der Sinntalklinik in Bad Brückenau. Er erklärte die verschiedenen Krankheitsverläufe, die zur Dialyse führen können und das Behandlungsprogramm an seiner Klinik für eines solcher Behandlungsbilder.
Beim Thema Transplantation und Abstoßung wurde das Thema Biopsie von den Teilnehmern angesprochen. Ein Teilnehmer äußerte die Meinung, dass fast immer eine Biopsie angeordnet werde und er dies in den häufigsten Fällen für unnötig halte. Prof. Dr. Fritschka verneinte diese Äußerung ganz klar und gab auch eine sehr gute Erklärung dafür. Durch eine Biopsie kann man zum Beispiel äußerst genau feststellen ob die Niere eine Schädigung von der Immunsuppressiva hat oder eine Entzündung vorliegt. Im ersten Fall wird man einfach nur die Immunsuppressiva ändern, bevor man mit Antikörpern oder Kortison behandelt. Durch die Erkenntnisse einer Biopsie ist es möglich, die Niere vor weiteren Schädigungen zu bewahren und die Überlebenszeit zu steigern. Das wurde auch durch eine Studie bewiesen. Prof. Fritschka erklärte weiter, dass die Risiken, bei einer Biopsie eine Arterie der Niere zu treffen, minimal sind und von den Vorteilen überwogen werden. Die Niere liegt im Bauch und man kann mit einer Ultraschalluntersuchung das Treffen von Nierengefäßen fast ausschließen. In seiner Tätigkeit hat Prof. Dr. Fritschka noch nie einen ernsthaften Zwischenfall erlebt.

Nach dem Vortrag von Prof. Dr. Fritschka, brachen 10 Leute zur Dialyse nach Freudenstadt auf, wo wir vom Personal freundlich und nett begrüßt wurden. Allerdings hatte man das Gefühl, dass die Dialysezeit trotz vieler Abwechslung durch Besuche von transplantierten Seminarteilnehmern langsamer verging als im heimischen Dialysezentrum. Vielleicht lag es auch nur daran, dass die zentrale Schwarzwälder Kuckucksuhr langsamer tickte, als die batteriegetriebene Uhr außerhalb der Kuckucksuhrzone. Wir wurden alle sehr gut vom Dialyseteam behandelt und wer in der Nähe von Freudenstatt Urlaub macht, kann sich mit ruhigem Gewissen bei dieser Dialyse anmelden. Nach einer kleinen Irrfahrt bei dichtem Nebel in Freudenstadt kehrten wir gegen 0.00 Uhr nach und nach wieder in Bad Rippolsau ein.

Zweiter Seminartag

Kommunikation mal anders. Für den zweiten Tag hatten wir uns mal wieder etwas Neues ausgedacht. Es wurde an Hand drei Sketschen, die im Anschluss in Gruppenarbeit analysiert wurden, die Probleme, die im medizinischen Bereich auftauchen können, aufgezeigt.

Der erste Sketsch handelte von Patientengesprächen im Wartezimmer. Im zweiten Sketsch ging es um Probleme im Arztgespräch. Hier hatte ein Patient sowie der Arzt mit der sehr dominanten Ehefrau des Patienten zu kämpfen. Der letzte Sketsch beschrieb die Problemen an der Dialyse, die zwischen Pflegepersonal und Arzt auftreten können. Bei den Sketschen wurden wir unterstützt von Ingo Hartmann und Marcel Dagenbach, die beide Schauspieler des Dreigroschentheaters in Stuttgart sind.

In der Gruppenarbeit im Anschluss wurde dann auch anhand des am Vortrag gelernten erarbeitet, was in den jeweiligen Gesprächen falsch oder richtig gelaufen war und wie sich einzelne Personen anders hätten verhalten können oder sollen.

Nach dem Mittagessen sollte Dr. Hergesell von der Dialyse Freudenstadt für einen Vortrag kommen, doch Dr. Hergesell wurde durch einen Stau leider verhindert. Er erklärte sich aber per Handy bereit, am Sonntagmorgen seinen Vortrag nachzuholen.

Patienten-Pflege-Verhältnis

Glücklicher Weise kam die Referentin Frau Helga Niegemann vom Dialysezentrum Püttlingen sehr früh und war auch bereit, sofort mit ihrem Vortrag Patient-Pflege-Verhältnis zu beginnen. In Ihrem Vortrag ging Frau Niegemann auf die Arbeit ein, die das Personal leistet bzw. ihrer Meinung nach leisten sollte. Bei diesen Schilderungen konnte man aber sehr schnell feststellen, dass diese Arbeit ohne eine gute Kommunikation zwischen Patient und Personal nicht zu leisten ist und die Versorgung darunter dann auch leidet. Der wichtigste Satz ihres Vortrages, den man als Patient doch gerne viel öfter hören und erleben möchte, war: „Der kranke Mensch steht im Mittelpunkt allen Handelns, er braucht liebenswürdige Zuwendung."! Leider ist das nicht immer Gang und gebe. Nach einer sehr interessanten Diskussion mit Frau Niegemann im Anschluss an ihren Vortrag begann die Kaffeepause.

Patientenverfügung

Den Abschluss an diesem Tag bildete der Vorsitzende des Kreisseniorenrates Calw, Herr Heinz Belz. Bei der Patientenverfügung geht es um die Kommunikation, wenn man selbst nicht mehr in der Lage ist, sich zu äußern. Herr Belz schilderte die wichtigsten Inhalte einer Patientenverfügung. Dies sind zum einen die Benennung zweier Personen, und zwar eines Vertrauensarztes und eines Angehörigen, mit denen sich der behandelnde Arzt besprechen kann, wenn der Patient selbst nicht mehr in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen. Der zweite Punkt ist die Verfügung, welche Behandlungen in so einem Fall noch durchgeführt werden sollen bzw. nicht mehr durchgeführt werden sollen. Die Patientenverfügung braucht nicht notariell beurkundet werden. Die dort benannten Personen sollten allerdings eine Kopie erhalten. Wichtig ist die Erkenntnis, dass eine Patientenverfügung nicht in einem Notfall greift, sondern erst auf der Intensivstation, wo zwei Ärzte feststellen müssen, dass der Patient sich in einem entscheidungsunfähigen Zustand befindet, der aus aktueller medizinischer Sicht nicht wieder umkehrbar ist. Offen blieb dabei allerdings, was für ein Zustand dies genau sein muss (Koma? Hirntod?). In jedem Falle ist das Thema sehr zwiespältig und jeder, der eine Patientenverfügung ausfüllt, sollte sich vorher genauestens damit beschäftigen.

Der mündige Patient = Der schwierige Patient?

Nach einem erholsamen Samstagabend kamen wir dann alle frisch und munter am Sonntagmorgen nochmals zusammen, um den Vortrag von Dr. Hergesell zu hören. Dr. Hergesell erläuterte sehr eindrucksvoll die Verhaltensweisen eines mündigen Patienten und im Unterschied dazu die Verhaltensweisen eines schwierigen Patienten. Anschließend stellte er die drei verschiedenen möglichen Kommunikationsmodelle vor, die Ärzte im Umgang mit ihren Patienten pflegen (können). (siehe Powerpointpräsentation).

Wir bedanken uns bei allen Referenten sowie den Schauspielern des Dreigroschentheaters für ihre Unterstützung. Es war wieder ein sehr gutes Seminar mit guten Referenten und erstklassigen Informationen, die sicher sehr hilfreich im weiteren Leben sind. Die wichtigste Erkenntnis gerade aus dem Bereich Kommunikation und Gesprächsführung stammt von Ursula Pfetsch. Sie hatte durch die Gesprächsrunde die Auffassung bekommen, dass, bei einem Gespräch „der Ton die Musik macht"!

Martin Müller

Fotos von Th. Lehn

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„Es ist halt ein Unterschied, ob mir ein Arzt theoretisch etwas aus Büchern erklärt, oder ein Patient, der es schon selbst durchgemacht hat.“

Interview mit Rainer Merz Seminarteilnehmer in Bad Rippolsau mit dem Thema Arzt-Patient-Pflegeverhältnis

Wie ist dein Name und wie alt bist Du? Bist Du Dialysepatient, transplantiert oder noch gar nicht an der Dialyse?

Mein Name ist Rainer März, ich bin 38 Jahre und seit zwei Monaten an der Dialyse.

Seit wann bist Du im Verein Junge Nierenkranker Deutschland e.V. und was war der Grund, dass Du Dich dazu entschieden hast, dem Verein beizutreten?

Im Verein Junge Nierenkranker Deutschland e.V. bin ich seit 2001. Der Hauptgrund für den Beitritt war der gute Kontakt, den meine Frau mit Monika Centmayer hatte. Der zweite Grund war, einfach auch mehr über die Krankheit zu erfahren und Leute mit denselben Problemen kennen zu lernen.

An wie vielen Seminaren hast Du schon teilgenommen und welches davon hat Dir am besten gefallen? Haben Dir die Informationen der Seminare im privaten/medizinischen Bereich etwas gebracht?

Ich hab an ca. 5 oder 6 Seminaren der Jungen Nierenkranken teilgenommen. Welches Seminar für mich das Besten war, ist, von dem, was bei mir hängen geblieben ist, das Seminar „Qualitätsmanagement" im Frühjahr in Bonn. Das war nicht nur mit guten Referenten bestückt sondern fachlich unheimlich gut. Die Informationen von Bonn haben mir schon einiges gebracht, hauptsächlich das Thema Kalzifizierung war für mich sehr interessant. Das Thema Shunt mit den verschiedenen Möglichkeiten, die es gibt, einen Shunt anzulegen bringt mir im privaten Bereich nicht so viel aber im medizinischen Bereich kann ich dadurch ein wenig mitreden.

Wieso hast Du dich für das Seminar in Bad Rippoldsau angemeldet?

Für dieses Seminar habe ich mich angemeldet, da das Thema Kommunikation zwischen Patienten, Arzt und Pflegepersonal mit Sicherheit ein Thema ist, das allen auf den Nägeln brennt. Das haben wir in den letzten zwei Tagen gemerkt, ich denke mal so viel Beteiligung der Seminarteilnehmer gab es bei den letzten Seminaren nicht. Des Weiteren kann man bei einem Kommunikationsseminar immer was lernen.

Welche Beiträge fandest Du besonders gut und informativ, was hast Du von den Sketschen und den Diskussionsrunden gehalten?

Die Beiträge Kommunikation von Familie Mutke haben mir sicherlich viele Alternativen gezeigt, wie man manche Sachen besser lösen kann. Es ist vielleicht schwierig, sie so spontan einzusetzen, aber mit ein bisschen Übung kommt man da schon ein Stück weiter. Zum Vortrag von Dr. Hergesell kann ich noch nicht viel sagen, aber vom Thema her denke ich, wird er mit Sicherheit sehr interessant. Die Sketsche waren sehr lehrreich und zeigten sehr deutlich, was das Verhalten und das Leben untereinander betrifft.

Wir hatten das Thema Kommunikation zwischen Patient, Arzt und Pflegepersonal. Wie fühlst Du dich von deinem Arzt verstanden und wie kommst Du mit dem Pflegepersonal aus?

Ich habe jetzt zwei verschiedene Stationen hinter mir und kam mit meinen Ärzten/Pflegepersonal in Schwenningen eigentlich recht gut aus. Sie kennen mich schon seit 20 Jahren, obwohl ich erst seit zwei Monate an der Dialyse bin, wir hatten von der Familie her schon regen Kontakt zu Ihnen. Daher akzeptieren sie mich als jemand, dem man eigentlich nicht viel erklären muss. Sie lassen mir auch recht viele Freiheiten, z.B. bei der Blutdruckeinstellung, sagte der Arzt zu mir, „Wenn Sie sehen, dass ihr Blutdruck hoch ist, drehen Sie einfach ein wenig am Blutdruckmedikament“.

Wie hat Dir die Unterkunft in der Kurklinik in Bad Rippolsau gefallen? Wie waren die Zimmer / Essen? Hat dich was gestört was man für die Zukunft bei Planungen beachten soll?

Zur Kurklinik und zur Freizeitanlage kann ich noch nicht viel sagen, da habe noch nicht soviel gesehen. Beim Essen ist das salzarme Essen gewöhnungsbedürftig, aber mit Sicherheit ist es gesund und schadet nicht, wenn man es mal eine Woche isst. Die Zimmer waren in Ordnung, man muss einfach sehen, ob man in einem Tagungshotel oder in einer Kurklinik ein Seminar hält. Hier muss man einfach verschiedene Standards setzen, wobei ich denk, dass es für ein Wochenende beziehungsweise für eine Gesundheitswoche okay ist.

Welche Erwartungen hast Du an den Verein in Sachen Selbsthilfe? Was könnten wir für die Mitglieder besser machen oder bist Du so zufrieden, wie alles läuft?

Ich denke es funktioniert relativ gut, wobei ich den Vorteil habe, dass ich öfter mal mit Monika Centmayer telefoniere und da funktioniert die Selbsthilfe sehr gut. Ich kann in so manchen langen Gespräch privates und medizinisches mit ihr besprechen. Ich weiß nicht, wie dies bei den anderen Mitgliedern ist. Was natürlich bei den Seminaren klasse ist, ist, dass man einfach viele verschiedene Leute trifft, die im Prinzip dasselbe Problem haben und man immer wieder neue Sachen mitnimmt. Es ist halt ein Unterschied, wenn mir ein Arzt irgendwas erzählt, dass er theoretisch irgendwo in einem Buch/Bericht gelesen hat oder wenn es mir ein Patient erzählt der es schon selbst durchgemacht hat, dass ist immer noch eine andere Geschichte.

Nimmst Du das Angebot der Selbsthilfe nur in Kauf oder praktizierst Du selbst aktiv Selbsthilfe indem Du auch anderen Dialysepatienten/Transplantierten bei Problemen durch Gespräche hilfst?

Wenn es sich zufällig ergibt und man an der Dialyse untereinander im Gespräch ist, haben wir mit Sicherheit medizinische Probleme, wo jeder dann irgendwo salopp gesagt seinen Senf dazu gibt. Ich denk, da kann man schon mal das ein oder andere anbringen, was man auf den Seminaren gelernt hat.

Zum Schluss würde mich als so genannter Redakteur der Juni - News noch interessieren, ob Du Sie regelmäßig liest und was Dir daran gefällt und wie Du unsere Homepage findest.

Ich muss ganz ehrlich zugeben ich habe die Juni-News glaub ich noch nicht gelesen, da ich Sie per E-Mail noch nicht bekommen habe. Auf der Homepage war ich auch noch nicht so oft, ich bin einfach kein so großer Internetfreak, es kommt auch mal vor, dass ich 5 Wochen gar nicht ins Netzt gehe. Ich hatte auch in der Vergangenheit nicht so viel Zeit. Ich hoffe, dass wird sich in der nächsten Zeit ändern, damit ich dann öfter rein schauen kann.

Danke für das Gespräch

Das Gespräch mit Rainer März führte Martin Müller.


„Im Verein bin ich, um Menschen kennen zu lernen, die die selbe Grunderkrankung haben wie ich.“

Interview mit Heike Oschmann einer Seminarteilnehmerin in Bad Rippolsau mit dem Thema Patienten-Arzt-Pflegeverhältnis

Wie ist dein Name und wie alt bist Du? Bist Du Dialysepatientin, transplantiert oder noch gar nicht an der Dialyse?

Mein Name ist Heike Oschmann ich bin 34 Jahre alt und noch nicht transplantiert, noch nicht an der Dialyse.

Seit wann bist Du im Verein Junge Nierenkranker Deutschland e.V. und was war der Grund, dass Du Dich dazu entschieden hast, dem Verein beizutreten?

Im Verein bin ich seit diesem Jahr, das erste mal war ich mit in Klink. Veranlasst dem Verein beizutreten hat mich, dass ich dadurch Menschen kennen lerne, die dieselbe oder so ähnliche Grunderkrankung haben wie ich.

An wie vielen Seminaren hast Du schon teilgenommen und welches davon hat Dir am besten gefallen? Haben Dir die Informationen im privaten/medizinischen Bereich etwas gebracht?

Ich habe an zwei Seminaren teilgenommen. Beide Seminare waren gleich interessant gewesen. Es war keines besser oder schlechter.

Wieso hast Du dich für das Seminar in Bad Rippoldsau angemeldet?

Ich denke es ist wichtig, wie man miteinander umgeht und es sollte ein Verständnis aus Sicht der Ärzte und aus Sicht der Patienten bei Meinungsverschiedenheiten, die ja immer wieder vorkommen, da sein.

Welche Beiträge fandest Du besonders gut und informativ, was hast Du von den Sketschen und den Diskussionsrunden gehalten?

Sehr informativ fand ich den Vortrag von Prof. Fritschka aus der Sinntalklinik. Ich habe viel über die Grunderkrankung erfahren und wo man sich hinwenden kann, um eine Kur zu machen. Die Sketche fand ich sehr auflockernd und ich finde es eine gute Variante, den Gesprächsstoff näher zu bringen.

Wir hatten das Thema Kommunikation zwischen Patient, Arzt und Pflegepersonal. Wie fühlst Du Dich von deinem Arzt verstanden und wie kommst Du mit dem Pflegepersonal aus?

Ich habe eigentlich ein gutes Verhältnis zum Arzt, mit den Schwestern mit denen ich zu tun habe, habe ich auch keine Probleme, da kann ich auch immer mit Fragen hinkommen.

Welche Erwartungen hast Du an den Verein in Sachen Selbsthilfe? Was könnten wir für die Mitglieder besser machen oder bist Du so zufrieden, wie alles läuft?

Ich konnte ja noch nicht viel von dem Angebot des Vereins nutzten. Wenn ich fragen habe, weiß ich, dass ich Monika Centmayer anrufen kann. Ich kann mich auch im Internet informieren und ich kann mich mit Personen, die ich kenne, über E-Mail austauschen.

Nimmst Du das Angebot der Selbsthilfe nur in Kauf oder praktizierst Du selbst aktiv Selbsthilfe, indem Du auch anderen Dialysepatienten/Transplantierten bei Problemen durch Gespräche hilfst?

Ich denke ich verbinde das mit meiner Arbeit. Ich habe ein offenes Gefühl mit anderen Menschen umzugehen. Durch meine Erkrankung kann ich mich in andere Leute besser reinversetzen und ich glaube, dadurch habe ich das Feingefühl, um auf die Menschen zuzugehen.

Die Juni - News hast Du noch nie gesehen also kann ich dich dazu nichts Fragen. Wie findest Du unsere Homepage? Fehlt Dir noch was oder ist sie so in Ordnung.

Die Homepage ist auf den ersten Blick sehr übersichtlich und informativ auch die Links finde ich sehr gut.

Danke für das Gespräch

Das Gespräch mit Heike Oschmann führte Martin Müller.


Patienten - Pflege – Verhältnis

Vortrag von Frau Helga Niegemann

Frau Niegemann stellte sich zu Beginn kurz vor und erzählte uns, dass Sie Dialyseschwester am Dialysezentrum in Püttlingen Saar bei Dr. Fugger, Schilz und Lenhard ist. Nach ihrer Ausbildung als Krankenschwester begann sie 1985 direkt mit der Tätigkeit als Dialyseschwester.
Nach der kurzen Vorstellung begann Sie mit Ihrem Vortrag. Dabei erfuhren wir, dass sich der Dialysepatient in der Regel 3 x wöchentlich der Hämodialyse unterziehen, muss. Zwischen der Dialysebehandlung gehen viele Patienten, gerade Jüngere, noch ihrer Arbeit nach. Bei älteren Patienten ist die körperliche Belastbarkeit und die Beweglichkeit aber oft eingeschränkt. Einschränkungen, wie zum Beispiel die regelmäßige Einnahme von Medikamenten, ein gewisser Diätzwang die regelmäßigen Fahrten zum Zentrum und medizinische Kontrolluntersuchungen gehören zum Krankheitsalltag. Die meisten Patienten sind sich im Klaren, dass sie sich zwischen Leben und Tod befinden und dass sie ohne die apparative Medizintechnik oder eine erfolgreiche Nierentransplantation sterben würden.

Mit der Dialyse beginnt auch eine Veränderung im Leben des Patienten. Die psychische Situation verändert sich in den ersten Wochen der Behandlung positiv, da der Patient bemerkt, dass sich eine Verbesserung seines Allgemeinbefindens einstellt. Das bringt wieder neue Hoffnung und Zufriedenheit.

Durch die kontinuierliche Dialysebehandlung entwickelt sich dann für den Patienten eine bestimmte Abhängigkeit gegenüber dem Dialyseteam. Er bekommt vom Dialyseteam die Behandlungszeit, den Dialysezeitpunkt und sein Gewicht vorgeschrieben. Der ein oder andere Patient wird durch das Gefühl der Bevormundung aggressiv. Der Patient muss lernen seine Grenze anzuerkennen und sich unangenehmen Realitäten (dass er durch die Dialysebehandlung nicht „gesund" wird und dass ihn diese Krankheit, bis zu seinem Lebensende begleitet) zu stellen. Bei der Problembewältigung ist der Dialysearzt und vor allem das Pflegepersonal, für den Dialysepatienten „Helfer Nummer eins". Mit praktischen Hinweisen kann das Dialyseteam den Patienten in seiner neuen Situation oft gut unterstützen, erklärte Frau Niegemann.

Nach der Anfangsphase beginnt langsam die chronische Phase der Erkrankung, hier gibt es dann unterschiedliche Anpassungsmuster. Manch ein Patient reagiert mit Trotz und Abwehr, z. B. indem er die Diät verweigert oder seine Medikamente nicht regelmäßig einnimmt bis hin zur teilweisen Verweigerung der Dialysebehandlung. Dann gibt es den Patienten, der die Rolle des Kranken voll auslebt. Das Personal muss beide Patientengruppen ernst nehmen und versuchen in Gesprächen die Ursachen seines Problems herauszufinden. Das Dialyseteam hat bei diesen Gesprächen auch die Möglichkeit, ihn zu sportlichen Aktivitäten oder einen Urlaub zu animieren. Der Patient wird nach einer gewissen Zeit merken, dass sich dadurch seine Lebensqualität positiv verändert und die Dialysebehandlung nicht das Ende jeder Lebensfreude für ihn bedeutet.

Nach Monaten und Jahren erreicht der Patient dann in der Regel ein Stadium, in dem er sich, seinem Zustand angepasst hat. Er kann seine Situation realistisch einschätzen und ist psychisch relativ stabil. Mit so einem Patienten kann das Dialyseteam dann offen über seine Bedürfnisse, Fehler, Ängste und Schwächen reden.
Es gibt aber auch den negativen und pessimistischen Patienten, der sich der Therapie wiedersetzt. Hier sollte das Pflegeteam immer wieder versuchen Ängste, Unverständnis und Aggressionen des Patienten durch eine gute Atmosphäre und objektive Beratung abzubauen. Hierzu ist es notwendig, dass das Personal das Wissen sowie die Kompetenz hat, dem Patienten durch häufige Kontaktaufnahme, Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln und eine Art guter Freund zu werden. (Anmerkung: Bei dem Versuch guter Freund des Dialysepatienten zu werden, besteht die Gefahr, gerade bei jungen Patienten falsch verstanden zu werden. Viele Patienten sind privat durch ihre Krankheit Single und könnten das Verständnis der Schwester oder des Pflegers falsch verstehen. Hier kann es dann zu starken und schmerzhaften Missverständnissen kommen, die das Vertrauensverhältnis zum Dialyseteam sehr stark stören kann). Wenn es dem Dialyseteam gelungen ist dem Patienten gegenüber ein guter Freund zu sein, wird es auch gemeinsam gelingen, Ängste, Aggressionen sowie Unverständnis abzubauen, berichtet Frau Niegemann. Dann ist es auch möglich, dem Patienten in Gesprächen Hoffnung für eine Nierentransplantation oder eine langjährige Dialyse zu machen.

Dem Patienten, der nicht transplantationsfähig ist, darf das Personal auch die Schattenseiten und die Risiken der Transplantation nennen, da diese oft in Fernsehberichten als das Allheilmittel dargestellt wird.

Betrachtet man die Dialysebehandlung von der Seite des Dialyseteams, ist der Umgang mit dem Dialysepatienten sehr belastend, da eine Belohnung durch die Genesung des Patienten nicht eintritt. In diesem Punkt seiner Arbeit muss das Team seinen persönlichen Weg finden, diese Probleme selbst zu bewältigen.

Zum Schluss erklärte Frau Niegemann noch ein paar wichtige Argumente, die man als Personal in diesem Berufszweig der Krankenfelge mitbringen sollte.
Die drei wichtigsten Punkte waren dabei, Dialyse als Berufung zu erleben, bei der man jeden Tag leben rettet, die Fähigkeit besitzen sich auch in den Patienten hineinzuversetzen und vor allem sollte man in diesem Beruf menschliche Qualitäten besitzen.

Der wichtigste Satz ihres Vortrages, den man als Patient doch gerne viel öfter hören und erleben möchte, war: „Der kranke Mensch steht im Mittelpunkt allen Handelns, er braucht liebenswürdige Zuwendung."! Leider ist dies nicht immer Gang und gebe!

Danach endete für uns alle ein sehr interessanter Vortrag, bei dem sich einige solch eine nette Schwester für ihr Dialysezentrum wünschten.

Martin Müller

Folien zum Vortrag: Patienten - Pflege – Verhältnis