Ein Reisebericht von Monika Centmayer

Ein Beginn mit Hindernissen

Am 11. Oktober mitten in der Nacht trafen wir am Stuttgarter Flughafen ein. Einige von uns hatten noch ein paar Stunden geschlafen, andere gar nicht mehr. Endlich saßen wir dann im Flugzeug, und mit leichter Verspätung hoben wir ab in den noch dunklen Himmel. Nach nur 3,5 Stunden kamen wir am Flughafen in Heraklion auf Kreta an. Dort hieß es dann warten auf die Koffer. Eine kleine Halle mit zwei Laufbändern war vollkommen überfüllt mit Leuten und fast minütlich trafen neue Gäste ein. Endlich hatten dann alle ihr Gepäck und mit dem Bus unseres Reiseveranstalters fuhren wir zum Hotel. Das Grand Ressort in Chersonissos machte einen sehr guten Eindruck. Leider aber gab es schlechte Nachrichten. Unsere Zimmer waren noch nicht frei und so mussten wir eine Nacht in einem anderen Hotel auf der gegenüberliegenden Straßenseite verbringen. Wie sich später herausstellte, waren wir nicht die einzigen Gäste, denen es so ergangen war.

Gegen Mittag des zweiten Tages konnten nunmehr alle aus unserer Gruppe die gebuchten Zimmer beziehen. Der noch am Samstagabend gelieferte Kleinbus erwies sich bei der ersten Fahrt am Sonntag als echte Katastrophe. Schmutzig, holprig beim Fahren und nach einer kleinen Pause sprang er dann erst mal nicht mehr an. Der empfohlene Supersandstrand in Elounda war ein kleiner ungeschützter Kiesstreifen. Da an den ersten zwei Tagen noch ein recht kalter Wind wehte, waren wir dann auch nicht so sehr lange dort, so dass der erste Ausflug eher enttäuschen war.

Der Urlaub beginnt

Nachdem wir uns am Sonntag noch beim Autovermieter beschwert hatten, kamen am Montag Morgen zwei fast neue Autos für uns an. Die erste Testfahrt machten Paul, Martin und ich zur Dialyse nach Kalessa. Die kretischen Verkehrsregeln erschienen uns recht chaotisch. Die Spur, die bei uns auf der Autobahn als Standspur gilt, wird dort befahren. Insgesamt sind die Straßen nur zweispurig, es wird aber dreispurig gefahren, wenn die Fahrbahn breit genug ist.

Die Dialyse ist auf den ersten Blick von hervorragender Qualität. Swimmingpool, Parkanlage, Marmorböden, Eingangshalle mit Klavier und Cafeteria für Besucher. Maschinen, Dialysator, Konzentrat, alles passte. Nicht so gut war das Essen, das zwar geschmacklich okay war, jedoch gab es stets zwei Schinken und/oder Käsetoasts mit etwas Beilage und ein Getränk nach Wahl. Nachschlag gab es nur gegen Bezahlung, aber auch dann nur wieder Toast mit Beilage. Auch das Deutsche Fernsehprogramm war mit RTL in der ersten Woche und überhaupt keinen Kanal mehr in der zweiten Woche eher bescheiden. Da auch die Kopfhörer nicht funktionierten, konnte man auch keine vernünftige Lautstärke einstellen, ohne den Nachbarn zu belästigen. Stattdessen wurde ich von der griechischen Musik meines Nachbarn mitunterhalten, die ich allerdings eher als ziemlich störend empfand. Auch die Visite entsprach nicht unseren Vorstellungen. Angeblich besprach sich der Arzt mit den Schwestern über unser Befinden, mit uns deutschen Patienten selbst hat er außer hin und wieder ein "Hallo" gar nicht gesprochen bzw. uns gar nicht beachtet.
Der Clou war jedoch, dass Paul gefragt hatte, ob seine Verlobte denn mal als Gast mitkommen könne. Dies wurde bejaht. Als Claudia dann allerdings mitkam, durfte sie lediglich 2 Minuten in die Dialyse. Während Paul seine Frau gerne bei sich gehabt hätte, sind die Vorschriften der Dialyse enorm streng. Lediglich 2 Minuten dürfen Gäste den Dialyseraum betreten, dann können sie sich in der Anlage (Pool, Cafe, ...) die Zeit vertreiben. Auch hier konnten wir, außer dass der Besitzer das so will, keinen wirklichen Grund feststellen, warum es so eine Besuchsregelung gibt.

Am Dienstag machten wir uns dann bei strahlendem Sonnenschein auf zur Lassithi-Hochebene. Als erstes fuhren wir durch das beschauliche Dorf Mohos. Dann gab es verschiedene Sehenswürdigkeiten, wie z. B. eine 1.000 Jahre alte Platane mit einem riesigen Umfang. Immer weiter ging es den Berg rauf, bis wir schließlich die Hochebene vor uns hatten.
Die Lassithi-Hochebene soll die imposanteste Hochebene von ganz Kreta sein. Früher standen dort Windmühlen, die das Wasser aus dem Boden pumpten. Heute übernehmen das elektrische Pumpen, von den Windmühlen ist nicht mehr viel zu sehen. Im Herbst ist dort oben alles sehr karg, trotzdem ist der Ausblick überwältigend. Die Tour führte uns um die gesamte Ebene herum. Sehr schön war es auch in dem kleinen alten Kloster "Mona Karduiotissas", wo wir uns fast eine ganze Stunde aufhielten. Es war herrlich ruhig dort und alles wunderschön hergerichtet. Ikonen, Kleidung und Wandbemalung erzählen von der Pracht aus vergangenen Zeiten.
An einem anderen Aussichtspunkt machten sich Paul und Claudia auf, um eine Tropfsteinhöhle zu besichtigen, angeblich soll dort der griechische Halbgott Zeuss geboren worden sein. Wer allerdings den Service in Anspruch nimmt, für den Weg dorthin und zurück mit einem Esel zu reiten, der bezahlt für dieses Vergnügen 25 ¤ pro Person. Claudia zog sich dort oben dann noch einen Bänderriss zu, der sie im restlichen Urlaub stark einschränkte und eine weitere unangenehme Seite Kretas zum Vorschein brachte: Die allgemeine Gesundheitsversorgung. Unter hygienischen Umständen, die in deutschen Krankenhäuser völlig unakzeptabel wären mußten Claudia und Paul im Universitätskrankenhaus Heraklion eine - wie sich später herausstellte - völlig unzureichende Untersuchung gekrönt mit einer klassischen Fehldiagnose über sich ergehen lassen.

Am Donnerstag war bei strahlendem Sonnenschein Strand und Meer angesagt, und zwar den ganzen Tag. Wir waren am Strand von Maglia, der fortan auch unser "Hausstrand wurde", da es ein akzeptabler Sandstrand war und über akzeptable sabitäre Einrichtungen verfügte.

Samstag war dann schon Halbzeit. Der Himmel hatte sich nun wieder zugezogen, aber es war weiter sehr warm. Nun machten wir eine Tour in den Süden Kretas. Ein erster Stopp führte uns in die schöne Küstenstadt Agios Nikolaos. Mit einem Spaziergang am Hafen und am Binnensee vertraten wir uns die Beine.
Während die einen dann schon weiter fuhren, besichtigten die anderen noch zwei Kirchen in Agios Nikolaos. Wir trafen uns wieder an einem Aussichtspunkt bei Kalamafka, von wo aus man die beiden Meere im Süden und im Norden der Insel sehen kann. Wesentlich mehr beeindruckt als der Aussichtspunkt hat uns aber der Weg dorthin, der uns durch eine grüne Bergwelt führte und ein ganz anderes Kreta zeigte als die Lassithi-Hochebene.

Ziel der jetzigen Tour war Iarepetra. Dieser Ort hatte allerdings nicht viel vom angepriesenen kretischen idyllischen Süden. Ein Industrieort mit Gewächshausplantagen und afriganisch schwarzem Kiesstrand. Auch hier trennten sich nach dem Mittagessen unsere Wege wieder in Sonnen- und Kulturanbeter. Am Abend konnten wir uns dann gegenseitig von den Erlebnissen des Tages erzählen.
So hörten wir von den Kulturleuten, dass sie ein wunderschön gelegenes altes Kloster entdeckt hatten. Fern der touristischen Straßen und Attraktionen leben dort noch die Mönche, scheinbar mit abgelegtem Schweigegelübte. Aber gerne haben sie die Gäste empfangen und einen Einblick gegeben in ihr Leben im Kloster.

Am Sonntag wollten Paul, Claudia, Stefan und Martin noch mal den Strand erleben. Dieter, Timo und ich wollten den Sonntag zum Ausschlafen nutzen. Den Nachmittag machten wir dann zum Spieletag mit viel Tischtennis, etwas Billard und Tischfußball. Dem entsprechend waren wir am Abend auch richtig ausgepowert.

Dienstag führte uns der Weg nach Chania, in den Westen Kretas. Dieser Ort ist durch seine imposante Markthalle bekannt. Wer allerdings die Markthalle in Stuttgart kennt, ist eher enttäuscht. Dementsprechend war die Besichtigung auch schnell beendet.
Timo, Stefan, Paul und Claudia machten sich dann auf zum Kloster "Moni Agia Triada". In diesem sehr großen, eher modernen Kloster keltern die Mönche ihren eigenen Wein und stellen auch Olivenöl her. Besucher können die ganze Anlage besichtigen und Schritt für Schritt sehen, wie aus der Traube der Wein wird und aus der Olive das Olivenöl.

Martin, Dieter und ich fuhren zum Hafen von Chania, um dort zu Mittag zu essen. Das riesige Hafenbecken ist umsäumt von kleinen Tavernen. Zahlreiche Schiffe und Kutschen stehen dort bereit für Ausflüge zu Wasser oder zu Land. Nach dem Essen machten wir noch einen kleinen Bummel durch die Altstadt. Hier stehen alte Ruinen aus dem 16. Jhd. direkt neben neueren wunderschön geschmückten Wohnhäusern. Auf der Rückfahrt machten wir noch Halt am Kurnas-See. Dieser liegt nur wenige Kilometer von der Hauptstraße entfernt. Es ist der größte Binnensee Kretas, aber dennoch ein eher kleiner, überschaubarer See. Wir mieteten uns ein Tretboot und verbrachten so eine Stunde auf dem See. Erstaunt sahen wir, dass an einer Seite des Seeufers mehrere Graureiher in den Bäumen saßen und scheinbar nach Fisch Ausschau hielten.
Auf der Rückfahrt nahmen wir dann eine falsche Abfahrt. Dadurch dauerte die Fahrt zwar etwas länger, aber wir fuhren nochmals durch eine herrliche Berglandschaft und wunderschöne kleine Bergdörfer.

Auch am Donnerstag teilten Sich die Wege nochmals. Timo hatte eine Familie kennen gelernt, die ihn zu einem Ausflug einluden. Sie fuhren nach Matala, wo in den 70ern eine Hochburg der Hippies war. Laut Timo leben dort auch heute noch einige Althippies. Es gibt einen wunderschönen Strand, die Menschen sind enorm gastfreundlich.
Dieter, Stefan, Paul und Claudia machten sich nochmals auf in den Osten, zum Strand nach Vai. Auch dieser ist sehr bekannt, und wird in den meisten Touristenführern angepriesen. Die Vier kamen allerdings sehr enttäuscht von diesem Ausflug zurück. Die Palmen waren eher vertrocknet und ungepflegt, die Preise auch nicht unbedingt angemessen, der Sandstrand war ein Kiesstrand und das Meer war auf den ersten Metern mit Beton ausgegossen, der durch Algen und Wasser so enorm rutschig war, dass der Weg uns Wasser und wieder heraus richtig gefährlich war.

Martin und ich verbrachten diesen letzten dialysefreien Tag ganz ruhig mit Mittagessen in der Poolbar und einem kurzen Ausflug nach Mohos, wo wir uns beim Kaffeetrinken das Dorfgeschehen ansahen. Da dieser Tag enorm stürmisch war, machten wir uns dann bald wieder auf den Rückweg und packten einfach schon mal unsere Koffer.

Am Freitag fand dann die letzte Dialyse statt. Hervorzuheben ist, dass es einen Feedback-Fragebogen gibt, den jeder Gast der Mesogeios-Dialyse schon zu Beginn des Urlaubs bekommt. Wir drückten darin auch unsere Unzufriedenheit über die obengenannten Dinge aus. Sowohl der Chef der Verwaltung als auch die Dialyseschwester sprachen nochmals mit uns über unsere kritischen Punkte, und versprachen, sich um Änderung zu bemühen. Dies empfanden wir dann als sehr positiv.

Der Rückflug am Samstag funktionierte dann wiederum einwandfrei. Gegen Mittag waren wir wieder am Flughafen in Stuttgart, wo es am Vortag geschneit hatte und uns eine ziemlich frische Briese erwartete. Letztendlich waren aber alle glücklich, wieder sicher zu Hause angekommen zu sein.

Fazit:
Es war ein Urlaub mit gemischten Gefühlen und Erlebnissen. Wir mussten feststellen, dass hoch angepriesene Touristenattraktionen uns eher enttäuscht haben, während weniger bekannte Dinge uns viel mehr begeistert haben. Die Menschen auf Kreta sind nicht unbedingt immer so gastfreundlich, wie wir es aus anderen Ländern gewohnt sind. Die Dialyse strahlt zwar in großem Glanz, jedoch fehlt es an Kleinigkeiten. Dennoch ist Kreta sicherlich eine Reise wert. Wir empfehlen jedoch, sich vorher genau zu erkundigen, was wirklich sehenswert ist auf Kreta.

Nachspiel:
Obwohl die Dialysefrage von uns gewissenhaft im Vornherein geprüft wurde und ein von allen Kassen akzeptierte Erstattung von 189 Euro/Dialyse von der Mesogeiosdialyse akzeptiert wurde kam es zu Befremdungen bis hin zum ausgewachsenen Ärger mit der Dialyse, weil sie z.B. für Pauls Dialyse nach der dritten Dialyse eine Rechnung von 2000 Euro/Woche direkt an seine Krankenkasse stellten. Obwohl die Dialyse den Auslasndskrankenschein E111 akzeptierte (und damit die Tatsache, dass keine höheren Sätze gezahlt werde, als in Griechenland für vergleichbare Leistungen. Auf diesen schweren Abrechnungsfehler hingewiesen, bezeichnete die Dialyse das Vorgehen als Versehen. Laut der AOK ist die Messogeios-Dialyse jedoch keine kassenzugelassene Einrichtung. Auch darauf wurde bei der Reservierung nicht hingewiesen. Sehr unangenehm viel auch auf, dass die anfangs versprochenen Abendtermine gestrichen wurden und wir deshalb mittags von 12-17 Uhr dialysieren mußten, so dass insgesamt 6 Urlaubstage verloren gingen.

Monika Centmayer - Ergänzungen von Paul Dehli

Fotos von Monika Centmayer

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