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Transplantation, Immunsupression und neue Operationstechniken

Professor WieselDie Universitätsklinik Heidelberg war eine der ersten Kliniken, in der Dialysebehandlungen für Kinder angeboten werden. Auch im Bereich der Organtransplantation bei Kindern nimmt Heidelberg eine wichtige Stellung ein. Viele Mitglieder unseres Vereins blicken auf eine heidelberger "H6"-Vergangenheit zurück. Insgesamt wurden von 1962 bis heute 1834 Nierentransplantationen mit Organen Verstorbener und 201 Organe von Lebendspender durchgeführt.

Verglichen mit anderen Ländern weltweit liegt Deutschland im unteren Mittelfeld, was die Spendenzahl pro 1 Mio. Einwohner betrifft. Zwar ist auch in Deutschland die Spendenzahl zwischen 1992 und 1999 gestiegen. Aufgrund der Transplantationsgesetzgebung steht Deutschland im Vergleich etwa zu den Vereinigten Staaten oder Norwegen schlechter da, da eine Transplantation nur dann zustande kommt, wenn der Spender und die Angehörigen ausdrücklich zustimmen. In anderen Ländern können Organe auch entnommen werden wenn kein ausdrücklicher Widerspruch vorliegt.

Aufgrund des akuten Mangels an Verstorbenenspenden haben in Deutschland die Lebendspenden zugenommen. Dabei gibt es unterschiedliche Ansichten bezüglich der Lebend- und Verstorbenenspende: Während die Transplantatsüberlebensdauer über die Jahre hinweg für die Lebendspende sprechen stehen mögliche Operationskomplikationen beim Spender, sowie psychosoziale Aspekte eher der Lebendspendei entgegen. Ausführlicher hierauf wird im Vortrag von Frau Dr. Wiesel-Seidel eingegangen.
Voraussetzung für die Lebendspende sind neben der Gesundheit des Spenders und der Blutgruppenkompatibität vor allem auch die absolute Freiwilligkeit. Lebendspenden dürfen auch nur zwischen Verwandten oder Personen, wo eine klare beidseitige emotionale Verbundenheit besteht durchgeführt werden.

Prof. Wiesel erläuterte anhand von Illustrationen verschiedene Aspekte der Nierentransplantation. Während früher nur Organe mit einfacher Blutzufuhr verwendet wurden, können heute auch Organe, die mehrere Zugänge besitzen operiert werden (Beispiel Folie 8). Teilweise werden die Operationswerkzeuge an der Universitätsklinik selbst hergestellt oder weiter entwickelt (Folie 9).Bei Lebendspenden kann es beim Spender ebenfalls zu ungewünschten Effekten kommen. Eher selten kommt es zu beutelartigen Ausformungen (Folie 9), wie sie durch die Verletzung von Nerven im Bauchraum und damit dem Ausatz von Muskeln kommen kann. Folie 10 zeigt die Schnittnarbe des Spenders sowie die Einführungspunkte der Werkzeuge. Die spenderseitigen Risiken sind vergleichsweise gering aber nicht vernachlässigbar. Die Mortalitätsrate liegt sehr niedrig bei ca. 0,3 %. In diesem Zusammenhang wird auch oft der Vergleich bemüht, daß das Überqueren einer vielbefahrenen Straße ein höheres Mortalitätsrisiko darstellt.
In Heidelberg wurde bis heute keine Transplantation mit spenderseitigen Mortalität registriert oder sich in spätereren Jahren eine Niereninsuffizienz einstellte. Wesentlich häufiger treten Harnwegsinfekte, Protenurie (Eiweissausscheidung), leicht erhöhter Bluthochdruck sowie am häufigsten Narbenschmerzen auf.

In zunehmendem Maße wird die laparoskopische Spendernephrektomie eingesetzt. Bei dieser Operationsmethode wird mit möglichst kleinen Schnitten gearbeitet, was unter anderem zu kürzeren Krankenhausaufenthalten, zu weniger Wundinfektionen und geringeren postoperativen Schmerzen führt. Auf Folie 16 ist die handassistierte laparoskopische Spendernephrektomie zu sehen. Bei der laparoskopische Spendernephrektomie wird Gas in den Körper des Patienten eingeführt. Auf diese Weise werden die Organe besser erreichbar. Nach der Entnahme sind die Blutgefäße zunächst noch gefüllt. Dies ist an der dunklen Färbung auf Folie 19 zu erkennen. Nach der Entnahme wird das Organ ausgehend vom arteriellen Gefäßzugang gespühlt. Im blutleeren Zustand besitzt die Niere eine weißliche Färbung (Folie 22) . Mit Ballonkatheder wird in Folie 23 ein Gefäß geweitet. Bild 25 zeigt einen oben bereits erwähnten arterielle Zweitgefäßzugang. Folie 26 zeigt eine Patientin, deren Operationnarbe vergleichsweise günstig klein ist. Rechts erkennt mann die Eingänge für die Operations- und Bebachtungswerkzeuge.

Zum Schluß erläuterte Prof. Wiesel die Neuentwicklungen der Operationstechnik. Hierbei wird auf einen immer höheren Anteil an Technik gesetzt. Folie 27 zeigt einen Arbeitsplatz, wie er in Zukunft aussehen könnte: Ein Herz- und Lungenspezialist überwacht zusammen mit dem Anestäsisten die Funktion lebenswichtiger Organe. Der Operateur steuert einen Operationsroboter, der den eigentlichen Eingriff vornimmt. Der Assistenzarzt greift im Notfall ein, bzw. assistiert bei den Eingriffen. Folie 29 zeigt einen Operationsroboter. Folie 30 und 31 den Arbeitsplatz des Chirurgen. In der Zukunft können so Spezialoperationen von Spezialisten über große Entfernungen hinweg durchgeführt werden. Folie 32 zeigt eine Stereokamera, die in den Körper des Patienten eingeführt wird. Folie 33 zeigt in Form einer Photomontage den Arbeitsplatz des Chirurgen. Jede Handbewegung wird exakt vom Operationsroboter durchgeführt (siehe auch Folie 34).

Paul Dehli

Folien von Prof. Wiesel zum Download