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Rehabilitation nach Transplantationen

Professor TemplinDen ersten Vortag hielt Prof. Templin. Er ist Chefarzt der Müritzklinik in Klink.
Prof. Templins Anliegen und Inhalt des Vortrags ist die gesundheitlich optimale Versorgung und Rehabilitation Transplantierter. Auf Basis der Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem der ehemaligen DDR strebt er die Verbesserung der Nachsorgekontrollen und Rehabilitationsmaßnahmen an.
Zunächst erläuterte Prof. Templin die Gefahren, die frisch Transplantierten drohen. Ausgehend von den direkt transplantationsassoziierten Infektionsmöglichkeiten, die direkt von Zugängen und der Operationswunde ausgehen, sind es gerade die schnell unterschätzten Gefahren nach der Entlassung aus dem Krankenhaus am Übergang zu einer ambulanten Betreuung, die bei falscher Behandlung zu schwer beherrschbaren Problemen führen können. Beispiele derartiger Erreger sind Pilzsporen (nicht die sichtbaren Pilze selbst), die über die Atmung eine Ausbreitung in der Lunge und somit zu TBC-ähnlichen Symptomen führen können. Typischerweise befinden sich derartige Pilze z.B. in Erden oder Grünmüll (Schimmelpilze), aber z.B: auch in alter Bausubstanz.
Erstere Gefahr kann z.B. durch den Einsatz von Hydrokulturen vermindert werden. Auch nicht erkannte virologische Befälle (z.B. CMV) können bei falscher Behandlung lebensbedrohliche Folgen haben, wenn z.B. die Ursache einer körpereigenen Infektionsabwehr als eine Transplantatabstossung missverstanden wird. Ein Heraufsetzen der Immunsupressivaspiegel kann dabei schnell zu einer Ausbreitung virenbedingter Infekte führen, da eine Ausbreitung dadurch erst ermöglicht wird. Typisches Symptom für eine Vielzahl derartiger Infekte ist das "unklare Fieber". Gerade hinsichtlich der Erkennung Einschätzung dieser Gefahren sowie der individuelleren Immunsupression konnten in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte erzielt werden.
Eine engmaschigere Kontrolle von infektionsrelevanten Werten kann durch ein effektives Rehabilitationsprogramm erreicht werden, für das Prof. Templin auf höchster politischer Ebene bereits auf nennenswerte Erfolge verweisen kann.

Weiteres Thema waren die verwendeten Immunisupressiva und die damit verbundenen Risikofaktoren. Hier hob Prof. Templin die Wichtigkeit der individuellen Abstimmung der einzelnen Präparate hervor. So bestehen bei allen Präparaten zum Teil einschneidende Nebenwirkungen. Während Prograf z.B. diabetisch wirkt, führt Rapamune zu Fettstoffwechselstörungen, Cellcept zu Osteoporose, was gerade bei vorhergegangener Dialyse und häufig verbreiteten Calcium/Phosphat-Stoffwechselstörungen und den damit verbundenen Knochenschäden verhängnisvoll sein kann. Mittlerweile wird bei der Immunsupression versucht, das Immunsystem nur so stark zu unterdrücken wie nötig, um spätere Erkrankungen wie z.B. Tumoren vorzubeugen. Die am häufigsten verbreiteten Krebsformen sind Hauttumoren und Darmkrebs. Hier kann der Patient durch die Eindämmung von Risikofaktoren wie. z.B. das ungeschützte Aussetzen von Haut der Sonne oder das Unterlassen von Rauchen, sowie durch das Achten auf eine ausgewogene Ernährung (nicht zu viel Fleisch) das Erkrankungsriskio verringern.

Das Gesundheitssystem der ehemaligen DDR hat bei allen Nachteilen klar positive Aspekte in der immunologischen Breitenkontrolle der Bevölkerung. So existierten umfassende Untersuchungen und Impfprogramme, die als Vorbild des jetzigen gesamtdeutschen Systems dienen könnten. Eine adäquate konsequente Nachkontrolle, sowie die zeitweise Auffrischung und der Motivation (Compliance) der Patienten führen aufgrund der von Prof. Templin vorgestellen Studie zu nachhaltigen Langzeiterfolgen bei der Überlebensdauer des Transplantats. Dies wiederum ist im Interesse der Kostenträger, die an einer möglichst langen Organüberlebensrate interessiert sind. Ein wichtiger Aspekt der engmaschigen Nachsorge ist die Förderung der Compliance sowohl des Patienten als auch der behandelnden Ärzte. Hinsichtlich des Patienten bedeutet Compliance dabei die Bereitschaft an der Förderung der Gesundheit mitzuwirken. Vom Arzt wird gefordet, die Bereitschaft mit zu bringen, an entsprechenden Qualifizierungsmassnahmen teilzunehmen und in Zusammenarbeit mit dem Patienten de Gesundheitssituation zu verbessern.

Anhand einer neuen Studie wies Prof. Templin die Wichtigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient nach. Demnach ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient zur Förderung der Compliance wichtig, insbesondere was die patientenseitigen Kontrolle der Verhaltensregeln hinsichtlich gesellschaftsüblicher Risikofaktoren wie Alkohol, Rauchen und Fettleibigkeit betrifft. Der Erfolg ist eine Transplantatsüberlebensdauer nach ca. 3 Jahren, die bei Risikogruppen nur halb so hoch wie bei Gruppen mit niedrigem Risiko ist.

Prof. Templin berichtete von den Fortschritten, die die Transplantationsmedizin in den vergangenen Jahren gemacht hat. So zeigte sich insbesondere die Pangreas/Nieren Transplantation erhebliche Erfolge auch deswegen, weil nach einer Transplantation auch die Diabetes erheblich reduziert werden kann. Generell kann zwischen 18-75 Jahren transplantiert werden, wobei die Grenze nach unten schärfer ist als nach oben, da aufgrund fehlendem Gefässwachstum zu kleine Organe zur Transplantation schlechter geeignet sind.

Paul Dehli