Ein Erfahrungsbericht von Lars Otte

Mein Name ist Lars Otte, Jahrgang 1989. Bereits kurz nach meiner Geburt hat man meine Nierenerkrankung herausgefunden. Ich leide unter einem nephrotischen Syndrom. Die genaue Grunderkrankung ist eine fokal segmentale Glomerulosklerose. Von 1995 bis 1997 habe ich Peritonealdialyse gemacht, 1997 wurde ich das erste Mal transplantiert. Ende 2012 gab diese Niere ihre Funktion auf und ab dann hab ich erst Hämodialyse und anschließen wieder Peritonealdialyse gemacht. Seit 2016 bin ich wieder transplantiert.

Hier möchte ich meine Erfahrung mit Peritonealdialyse schildern, für die ich mich nach gut einem Jahr Hämodialyse entschieden habe. Zunächst ist für mich Hämodialyse keine schlechte Dialyseform. Allerdings habe ich in meinem letzten Zentrum keine guten Erfahrungen damit gemacht und litt als Student einfach unter zwar flexiblen, aber trotzdem in gewisser Form vorgegeben Zentrumszeiten.

Die Umstellung auf Peritonealdialyse begann damit, dass mir der Dialysekatheter in einer kleinen Operation ins Bauchfell operiert wurde. Danach hatte ich im Krankenhaus während des Heilungsprozesses die entsprechende Schulung, um die Dialyse zu beherrschen. Ich begann mit Handwechsel, auch CAPD (auf Deutsch: Kontinuierliche ambulante Heimdialyse). Dabei wird in einem festen Intervall (bei mir waren es alle vier Stunden) die Flüssigkeit (bei mir zwei Liter) im Bauch ausgetauscht. Das geschieht vier Mal am Tag. Für die Nacht gibt es eine spezielle Lösung, die länger ziehen kann. Durch Konzentrationsunterschiede zwischen Blut und Lösung wechseln Giftstoffe vom Blut durch das Bauchfell in die Lösung.

Die CAPD konnte ich gut in meinen Alltag integrieren. Ich habe sowohl als Student, als auch in meinen beiden Nebenjobs die Abläufe gut in meinen Alltag integrieren können. Für die Umstellung von Hämodialyse auf Peritonealdialyse habe ich damals ein Urlaubssemester an der Uni genommen, um mich darauf konzentrieren zu können. Im Nachhinein war das eine gute Entscheidung, da ich nach der OP noch sechs Wochen krankgeschrieben wurde.

Drei Monate nach der Operation wurde routinemäßig ein Test über die Transportfähigkeiten meines Bauchfells veranlasst. Dabei wurde festgestellt, dass ich vom Transporttyp besser für die Nachtdialyse geeignet bin. Darauf wurde ich am Cycler geschult und machte von dort an Dialyse über Nacht. Dabei habe ich mich jede Nacht für neun Stunden an einen Cycler angeschlossen, der die Dialyse "nebenher" machte. Egal CAPD oder APD: Alle vier Wochen muss man ins Zentrum zur Kontrolle der Blutwerte und des Katheterausgangs.

Die Nachtdialyse konnte ich perfekt in meinen Alltag integrieren und habe es geschafft zwei Examen und zwei Nebenjobs währenddessen zu stemmen.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden gewesen mit der Peritonealdialyse und fühlte mich dabei besser als davor an der Hämodialyse. Ich möchte zum Schluss noch ein paar Vor- und Nachteile der Peritoneal-dialyse aufführen, die ich aus meiner subjektiven Sicht wahrgenommen habe.

Vorteile:

  • Unabhängig von Zentrumszeiten.
  • Einzelne Wechsel können relativ flexibel gelegt werden.
  • Volle Arbeit ist nebenher möglich.
  • Man muss sich das Behandlungszimmer nicht mit anderen Patienten teilen.
  • Zuhause ist es meiste sauberer (was Keime angeht) als im Zentrum. Ich hatte keine Entzündung am Exit oder dem Bauchfell.
  • Keine regelmäßige Punktion nötig.
  • Der Beutelwechsel kann beinahe überall erfolgen.
  • Ich selbst war zufriedener und meine Werte waren stabiler als an der Hämodialyse.
  • Ich hab meine Behandlung selbst in der Hand und bestimme selber über meinen Körper.
  • Ich sitze bei der Kontrolle dem Arzt gegenüber und liege nicht im Bett, wie bei der Zentrumsdialyse - Augenhöhe.

Nachteile:

  • Lagermöglichkeiten für Material müssen vorhanden sein
  • Erfordert Eigenverantwortung und Auseinandersetzen mit der Krankheit
  • Schlafzimmer wird zum Behandlungszimmer
  • Strom- und Müllkosten steigen an, werden aber teilweiße erstattet
  • Nicht für alle Patienten geeignet
  • Das Bauchfell verliert nach gewisser Zeit seine Transportfähigkeiten
  • Katheter am Bauch verhindert Baden. (Ich selber bade nicht und gehe auch nicht schwimmen, deswegen war es für mich kein Verlust. Ins Meer kann man wohl gehen).
  • Der Katheter und der Exit bleiben, was Verbandswechsel nötig macht. Reaktion aufs Pflaster? (Gerade bei Wärme hatte ich unheimlichen Juckreiz durch das Pflaster).
  • Es kann zu Bauchfellentzündungen kommen.

Fazit:

Für mich selbst war Peritonealdialyse in der Zeit die beste Variante. Allerdings möchte ich hier keinesfalls Hämodialyse schlecht reden. Wichtig ist, dass jeder eine Lösung findet, mit der er persönlich gut klar kommt. Ideal wäre, wenn es bei Dialysebeginn ein ausführliches Gespräch in einem reflektiertem Zentrum gibt, in dem die Dialyseformen besprochen werden. Für mich war vor allem der Faktor der Heimdialyse der ausschlaggebende und da wir eine Lebensspende planten, erschien PD für mich als gute Übergangsform. Der größte Nachteil aus meiner Sicht ist, dass PD nicht ewig gemacht werden kann, weil das Bauchfell dabei kaputt geht.